Prozess um Dünge-Regeln

Wieviel Gülle verträgt unsere Natur? Um diese Frage geht es am Donnerstag (25.01.24) vor dem Oberverwaltungsgericht Münster. Die Deutsche Umwelthilfe fordert strengere Regeln für das Düngen. Und verklagt den Staat. Aus Sicht der Landwirtschaft im Kreis Steinfurt ist die Klage überflüssig. Für den Naturschutzbund NABU ist der Prozess dringend nötig.

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Die Umwelthilfe möchte, dass der Staat die Umwelt besser schützt. Und dass Landwirtinnen und Landwirte weniger düngen. Jahrzehntelang ist viel zu viel Gülle auf den Feldern gelandet und tief in den Boden gesickert. Die Folge: So wie im Kreis Steinfurt ist in vielen Regionen das Grundwasser stark mit Nitrat belastet. Der Bundesrepublik drohte deswegen eine Millionenstrafe von der EU. Die Bundesregierung wendete diese im letzten Jahr mit strengeren Düngevorschriften ab.


Kritik aus der Landwirtschaft

Albert Rohlmann ist Landwirt in Hörstel und Vorsitzender des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes (WLV) im Kreis Steinfurt. Aus seiner Sicht sind die Düngeregeln mehr als ausreichend:


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Fakt ist: Das Grundwasser im Kreis Steinfurt ist größtenteils mit Nitrat belastet. Aus dem Grundwasser gewinnen wir unser Trinkwasser. Deshalb ist es wichtig, dass es so sauber wie möglich ist. Nitrat wandelt sich im menschlichen Körper zu Nitrit um. Der Stoff ist giftig und möglicherweise krebserregend. Die Wasserwerke kontrollieren den Nitratwert regelmäßig. Überschreitet ein Brunnen den Grenzwert, wird beispielsweise Wasser aus einem belasteten Brunnen mit Wasser aus unbelasteten Brunnen gemischt, um die Trinkwasservorgaben einzuhalten.

In den roten Bereichen ist der Grenzwert für Nitrat im Grundwasser überschritten (2013-2018)| Quelle: elwasweb.nrw.de©
In den roten Bereichen ist der Grenzwert für Nitrat im Grundwasser überschritten (2013-2018)| Quelle: elwasweb.nrw.de
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Jahrzehntelang war zu viel Gülle auf die Felder in der Region gelangt. Das sei heute anders, sagt Landwirtschafts-Vertreter Albert Rohlmann aus Hörstel.

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Wie sich das aktuelle Düngen auf das Grundwasser auswirkt, werden wir erst in Jahren oder Jahrzehnten wissen. Weil es Zeit braucht, bis das Grundwasser sich erholt, bestätigt eine Sprecherin des Landesamtes für Umwelt, Natur und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen. Das Amt überprüft regelmäßig die Nitratwerte.

NABU Kreis Steinfurt begrüßt Klage

Das belastete Grundwasser bereitet Umweltschützer:innen in der Region schon lange Sorgen. Gisbert Lütke war jahrelang Vorsitzender des Naturschutzbundes NABU Kreis Steinfurt. Er findet die Klage der Deutschen Umwelthilfe richtig.


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Auch Flüsse, Bäche und Seen würden unter zu vielen Nährstoffen aus dem Dünger leiden, sagt Lütke.

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Schnelles Urteil erwartet

Tatsächlich sind die Gewässer im Kreis Steinfurt in keinem guten Zustand. Laut Umweltbehörden spielen dabei auch Düngerückstände aus der Landwirtschaft eine Rolle. Die Deutsche Umwelthilfe möchte mit ihrer Klage mehr Maßnahmen für den Schutz von Gewässern einfordern. Die Klage hatte sie im Jahr 2018 eingereicht. Es dauerte Jahre, bis klar war, welches Gericht zuständig ist. Nun hat das Obervaltungsgericht in Münster in Aussicht gestellt, am heutigen Donnerstag ein Urteil zu sprechen.

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