Diskussion um Spielplatz in Burgsteinfurt
Veröffentlicht: Mittwoch, 19.11.2025 10:04
In Burgsteinfurt möchten Anwohnende den Spielplatz an der Balduinstraße erhalten. Die Fläche soll bebaut werden. Der vorgesehen Alternativ-Spielplatz für das Viertel sei keine gute Alternative, sagt Anwohner Tobias. Er hat sich bei uns gemeldet.

"Das Thema bewegt zahlreiche Familien aus dem Steintorfeldmark-Viertel in Burgsteinfurt", sagt Tobias. Der Spielplatz am Balduinweg soll bebaut werden. Die Stadt Steinfurt plant dort eine Sozialunterkunft. Tobias möchte, dass der Spielplatz an der Balduinstraße bleibt. Er sei ein wichtiger Treffpunkt für die Familien im Viertel.
Kritik an Alternativ-Spielplatz
Doch die Stadt sagt: Der Spielplatz ist mit 358 Quadratmetern der kleinste Spielplatz in der Gegend und der beste Standort für neue Sozialwohnungen. Bürgermeister Christian Franke erklärt, dass es aktuell drei alternative Spielplätze in dem Wohngebiet gebe, unter anderem den Spiel- und Bolzplatz Melkeweg / Ochtruper Straße.
Der sei jedoch ungeeignet, weil es dort Probleme mit Vandalismus, Müll und Lärm gebe, meint Anwohner Tobias. Er und andere Eltern hätten kein gutes Gefühl dabei, ihre Kinder dort spielen zu lassen. In der letzten Sitzung des Steinfurter Sozial- und Jugendausschusses vor den Sommerferien war die Situation auf dem Spiel- und Bolzplatz Melkeweg Thema. Die CDU hatte einen Antrag dazu eingebracht. Der Ausschuss will sich in der nächsten Sitzung damit befassen und bis dahin Stellungnahmen u.a. vom Fachdienst Sicherheit und Ordnung, der Polizei und dem Stadtjugendring einholen.
Wir haben die Stadt Steinfurt gefragt, wie sie die Situation auf dem Spiel- und Bolzplatz Melkeweg sieht. Bürgermeister Christian Franke sagte im RADIO RST-Interview:
"Tatsächlich ist der Spielplatz grundsätzlich gut und attraktiv ausgestaltet. Der hat auch eine wichtige soziale Funktion, weil er eben auch gerade ein Ort zum Spielen für die Menschen ist, die in den Wohnblocks leben, in denen Menschen, die nicht so finanziell gut aufgestellt sind, beheimatet sind. Und insofern hat der keine klassische reine Spielfunktion, sondern der hat auch 'ne hohe soziale Funktion der Entzerrung."
Der Spielplatz sei grundsätzlich eher für eine andere Zielgruppe bestimmt. Die Stadt hat angekündigt, dass alle drei Alternativspielplätze nutzbar seien. Gleichzeitig kündigte sie an, dass die Stadt mit ihrer mobilen Jugendarbeit und der Sozialarbeit die "Konfliktlage in diesem Wohngebiet" anschauen wolle. Im Hinblick auf den Antrag der CDU soll zudem auch geschaut werden, wie die Spielplätze interessant gestaltet werden sollen.
Tobias hat außerdem gehört, dass dieser Spielplatz auch wegfallen solle. Die Stadt stellt klar: Diese Information ist falsch.
Entscheidung auch im Zusammenhang mit Doppel- und Dreifachstrukturen
Die Stadt Steinfurt erklärt zudem, dass die Gemeindeprüfungsanstalt schon vor über 10 Jahren bestimmt habe Spielplatzstandorte im Stadtgebiet zu überprüfen. Daraufhin sei eine Spielplatzbedarfsanalyse gemacht worden. Dabei wurde festgestellt, dass in den Stadtteilen Borghorst und Burgsteinfurt mehrere Spielplätze wegen ihrer Nähe zueinander die gleiche Zielgruppe ansprechen. Da die beiden Spielplätze am Melkeweg und der Abenteuerspielplatz am Timmerkamp größer und für eine Bebauung ungeeigneter seien, entschied sich die Stadt dafür, den Spielplatz an der Balduinstraße zu bebauen und nicht einen der anderen. Eine Alternative gebe es nicht.
Stadt wendet sich an Anwohnerinnen und Anwohner
Der Bürgermeister selbst wendet sich nochmal an die Bürgerinnen und Bürger:
An der Stelle wäre mir einfach nochmal total wichtig, dass die Menschen in der Balduinstraße und auch in den benachbarten Straßen darum wissen, dass ihr Wohlergehen und ihr Wohlbefinden natürlich uns ein großes Anliegen ist und dass wir das mit dem Spielplatz nicht machen, um sie zu ärgern. Aber es ist tatsächlich das Ergebnis einer sachlichen Abwägung und sie sollen es uns nicht persönlich nehmen."
Tobias reagiert auf die Aussage der Stadt
Tobias fühlt sich von der Aussage der Stadt nicht abgeholt. Er kritisiert, dass die drei Alternativspielplätze keine richtige Alternative seien. Einig seien sie sich zum Thema "Spiel- und Bolzplatz Melkeweg". Keiner wolle, dass der Spielplatz dort verschwindet. Er sei, so wie die Stadt sagt, für eine andere Zielgruppe bestimmt. Damit würde schon eine Alternative wegfallen. Der zweite Spielplatz der sich ebenfalls weiter hinten am Melkeweg befindet, sei fußläufig zu weit weg und das Kind müsse über eine Straße laufen. Ein vier- oder fünfjähriges Kind könne da nicht alleine hingehen. Es wäre dort zwar eine 30er Zone, aber durch die Nähe zum Sauerstoffwerk seien dort viele große LKWs unterwegs. Der andere Spielplatz sei als Abenteuerspielplatz eher für die größeren Kinder gemacht. Auch hier sei die Entfernung für kleine Kinder nicht geeignet. Dazu komme, dass die Autofahrer in der 30er Zone sehr sportlich unterwegs seien.
Stadt bestätigt Aussage über Raser in der 30er Zone
Laut Bürgermeister Franke sei es tatsächlich so, dass in den Tempo-30-Zonen, der Verkehr einfach zu wenig Rücksicht auf junge Menschen mit kurzen Beinen oder auch auf ältere Menschen nehme. Geplant sei es in Zukunft vor Ort baulich und verkehrlich darauf hinzuwirken, dass die Geschwindigkeitsbegrenzungen, die angeordnet sind, tatsächlich auch eingehalten werden. Das sei an verschiedenen Stellen in der Stadt ein Problem. Es müsse auch in Zukunft dafür gesorgt werden, dass die Geschwindigkeit tatsächlich eingehalten wird.
Treffen von Tobias mit dem Bürgermeister
Demnächst werden Tobias und Bürgermeister Christian Franke das Thema während einer Bürgermeistersprechstunde gemeinsam nochmal erläutern. Und dann wird Tobias wahrscheinlich das hier ansprechen:
"Es ist ein bisschen traurig, dass wir hier Argumente haben und die Stadt das einfach vom Tisch fegt und sagt: Nein, das ist nicht so. Und vor Jahren ist diese Entscheidung getroffen worden und in den Jahren ist einiges passiert, dass man da dann nicht einfach als Stadt mutig ist und sagt, OK, wir bewerten das noch mal neu. Wir wollen ja hier nicht gegen die Stadt agieren, sondern wir wollen ja zusammen mit der Stadt eine Lösung finden."


