Fahrradstraßen im Kreis Steinfurt: Wo sie schon Alltag sind und wo gerade getestet wird

Fahrradstraßen sollen Radverkehr sichtbarer und sicherer machen und sie werden im Kreis Steinfurt zunehmend zum Mittel der Wahl, um Schulwege, Wohngebiete und Verbindungen zwischen Ortsteilen zu beruhigen.

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Ein aktueller Verkehrsversuch in Neuenkirchen zeigt, wie Kommunen Regeln nachschärfen, wenn es im Alltag hakt. Zugleich laufen in weiteren Städten Projekte vom Mischverkehr bis zur Veloroute.


Neuenkirchen: Verkehrsversuch „Zum Angelsee“

Straße "Zum Angelsee" in St. Arnold© RADIO RST
Straße "Zum Angelsee" in St. Arnold
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Die Gemeinde Neuenkirchen testet auf der Fahrradstraße „Zum Angelsee“ eine neue Führung:

  • Keine Zufahrt mehr vom Burgsteinfurter Damm für Kraftfahrzeuge, das frühere Zusatzzeichen „Anlieger frei“ wurde entfernt.
  • Schulbusse durften die Strecke bis Ende September noch nutzen.
  • Die Ortspolizei kontrolliert die Einhaltung verstärkt; zusätzliche Beschilderung und Absperrungen sind angekündigt.

Das Ziel des Versuchs: Schleichverkehr reduzieren, Konflikte an Engstellen entschärfen und den Vorrang des Radverkehrs im Sinne der StVO klarstellen. Die Gemeinde trägt die Verkehrssicherung während der Testphase.

Emsdetten: Mischverkehr sichtbar machen – klare Regeln in der City

In Emsdetten setzt die Stadt an mehreren Stellen auf Mischverkehr: Große Piktogramme und Markierungen holen Radfahrende auf die Fahrbahn, wo die Sichtbeziehungen besser sind als auf alten, schmalen Seitenwegen. Beispielhaft wird das am Brookweg diskutiert: Die Botschaft lautet, Radverkehr gehört ins Sichtfeld – mit angepasstem Tempo für alle.

In der Fußgängerzone hat die Stadt nach einem gescheiterten Versuch mit zeitweiser Radfreigabe wieder klare Zeiten festgelegt: tagsüber Radfahrverbot, abends Schrittgeschwindigkeit. Begründung aus der Praxis: Schutz für zu Fuß Gehende, einheitliche Regeln und weniger Konflikte in Stoßzeiten. Parallel laufen Markierungen und Beschilderungen an mehreren Abschnitten (u. a. neue Radwegpfeile, Piktogramme) weiter.

Rheine, Steinfurt, Greven & Co.: Netz wächst schrittweise

  • Rheine / Steinfurt / Neuenkirchen / Wettringen / Ochtrup / Metelen sind über die kreisweite „Triangel“ bereits deutlich besser verbunden: eine rund 62 Kilometer lange, bevorzugte Radverbindung mit ausgebauten Knotenpunkten, teilweise als Fahrradstraße geführt und mit Bevorrechtigungen an Kreuzungen. Ziel ist, Alltagsfahrten zwischen den Kommunen schneller und sicherer zu machen.
  • Steinfurt und Greven verfolgen – jeweils auf Basis ihrer Radverkehrskonzepte – weitere Verkehrsberuhigungen in Wohnquartieren und auf Schulrouten; Fahrradstraßen sind dabei ein Baustein neben Querungshilfen, Markierungen und Tempo-30-Zonen.

Was eine Fahrradstraße rechtlich bedeutet

  • Zeichen 244.1/244.2 (Fahrradstraße): Radverkehr hat Vorrang.
  • Tempo: In der Regel max. 30 km/h; schnelleres Fahren ist unzulässig.
  • Nebeneinander fahren: Radfahrende dürfen das ausdrücklich.
  • Kfz-Verkehr: Nur erlaubt, wenn Zusatzzeichen („Kfz frei“, „Anlieger frei“) dies vorgeben – dann gilt besondere Rücksichtnahme; Radverkehr darf weder gefährdet noch behindert werden.
  • Parken/Halten: Nur, wenn es die Beschilderung zulässt bzw. so, dass der Radverkehr nicht beeinträchtigt wird.

Warum Kommunen nachsteuern

Erfahrungen aus der Region zeigen: Wo Fahrradstraßen zunächst mit großzügigen „frei“-Zusätzen beschildert wurden, kam es teilweise zu Durchgangsverkehr und Geschwindigkeitsverstößen. Kommunen reagieren mit Einbahnregelungen, Wegfall von „Anlieger frei“ an neuralgischen Zufahrten, klareren Markierungen und verstärkten Kontrollen. Ziel bleibt, Schulwege und Wohnquartiere zu entlasten – ohne wichtige Erreichbarkeiten (z. B. für Busse, Rettung, Anliegende) zu kappen.

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