Zwei Wochen Aufschub
Veröffentlicht: Montag, 21.03.2022 14:27
Die Uniklinik Münster und die Ärztekammer Westfalen-Lippe begrüßen, dass die Landesregierung die komplette Lockerung der Corona-Maßnahmen noch zwei Wochen aufschiebt. Das sei absolut notwendig zum Schutz der Patien:innen und Beschäftigten im Gesundheitswesen.

„Wenn wir noch vier Wochen durchhalten, dann kommt ein ruhiger Sommer,“ hieß es bei einer gemeinsamen digitalen Pressekonferenz. Vernünftige Menschen würden auch dann in bestimmten Situationen noch eine Maske tragen.
Durchhalten bis Ende April/Anfang Mai
Vor Ende April/Anfang Mai sei nicht zu erwarten, dass die Corona-Zahlen wirklich runter gehen. Da waren sich der Ärztliche Direktor der Uniklinik Alex W. Friedrich und Kammerpräsident Hans-Albert Gehle einig. Was wir täglich in den Nachrichten hören, gilt für das Gesundheitswesen umso mehr: Steigende Corona-Zahlen erschweren vieles. "Jeder geht an den Rand dessen, was möglich ist," sagt Friedrich. Und der Winter der Atemwegserkrankungen sei noch nicht vorbei. Zu allem Überfluss kommt jetzt auch noch die Grippe.
Uniklinik personell am Anschlag
Allein an der Uniklinik fallen derzeit rund 800 Beschäftigte aus. Wer im Krankenhaus arbeitet, arbeitet nicht mehr nach Dienstplan sondern auf Zuruf, weil laufend Kolleginnen und Kollegen ausfallen, sagt Gehle. Das gelte auch für viele Normalstationen, ärztliche Praxen und in Pflegeeinrichtungen. Seit letzter Woche nimmt an der Uniklinik die Belastung zu, ergänzt Friedrich. Übers Wochenende habe die Uniklinik wieder viele Corona-Patient:innen aufgenommen und es gebe wenig Isolationszimmer.
Die Beschäftigten bräuchten den Sommer, um sich zu erholen und er hoffe nicht, dass wir den Sommereffekt verspielen. Friedrich setzt klar auf die gesellschaftliche Mitverantwortung: "Wenn wir mit den Infektionszahlen nicht runter kommen, droht die Überlastung im Herbst."
Alle Sicherheitsvorkehrungen an der Uniklinik bleiben
Mitte/Ende April werde es um die Frage gehen, wie hoch die Verbreitungsgeschwindigkeit noch ist, um den Sommereffekt besser einschätzen zu können. An der Uniklinik bleiben alle Sicherheitsvorkehrungen erstmal. Auch Kammerpräsident Gehle sagt: "Die Pandemie ist nicht vorbei." Freedomdays und alles in dieser Richtung seien Unsinn. Gehle erwartet schon jetzt klare Regeln für den kommenden Herbst, damit Corona - frühestens übernächsten Winter - kein großes Thema mehr sei.
Klare Vorstellungen für den Herbst
Anders als es bei der Politik mitunter erscheinen mag, haben die Fachleute schon jetzt klare Vorstellungen, was in nächster Zeit zu tun ist, um Corona in den Griff zu kriegen: "Dieses Jahr kann es zum ersten Mal klappen, zur richtigen Zeit mit dem richtigen Impfstoff die richtigen Leute zu impfen," sagt UKM-Chef Friedrich. Das müsse im November so schnell wie möglich umgesetzt werden. Den ersten Impfstoff, der an die Corona-Varianten Delta und Omikron angepasst ist, erwartet er im Mai. Bis dahin gelte es, die Ansteckungen in den Krankenhäusern möglichst klein zu halten.