„Wegrutschen von Fachkräften“
Veröffentlicht: Donnerstag, 25.04.2024 16:08
Im Tarifstreit der Baubranche warnt die IG BAU nach drei gescheiterten Tarifrunden nicht nur vor einem Streik. Falls die Arbeitgeberverbände auch den Schlichterspruch ignorieren, droht für die Gewerkschaft ein „Wegrutschen von Fachkräften“.

„Wenn nicht mehr in die Lohntüten kommt, dann sind die Leute ruckzuck weg,“ heißt es mit Blick auf die gut 7.000 Baubeschäftigten im Kreis Steinfurt. Der Bezirksvorsitzende der IG BAU Münster-Rheine Detlev Hopp erwartet eine „regelrechte Fachkräfte-Flucht“ von den Baustellen und spricht von einer „extrem heiklen Phase“. Wer auf dem Bau arbeitet, finde schnell eine andere Beschäftigung und die, die weg seien, kämen nicht mehr zurück. „Entweder die Arbeitgeber nehmen den Schlichterspruch an oder der Bau steht still – und wird dann auch nicht wieder richtig auf die Beine kommen.“, warnt Hopp.
"Nach Schlichterspruch nicht länger auf stur schalten"
Mit dem ehemaligen Präsidenten des Bundessozialgerichts, Rainer Schlegel, habe ein erfahrener Schlichter eine klare Empfehlung gegeben: Bauarbeiter würden ab Mai mindestens 250 Euro pro Monat mehr bekommen. In einem Jahr würden die Löhne dann um weitere 4,15 Prozent steigen. Außerdem bekämen Azubis auf dem Bau im Kreis Steinfurt beim Start ihrer Ausbildung schon 1.080 Euro pro Monat. Für Hopp ist das „ein Paket, mit dem der Bau attraktiver wird. Und zwar so, dass er seine Leute halten und Nachwuchs gewinnen kann.“ Vor dem Hintergrund der vorhergesagten Trendwende beim Wohnungsbau eine Notwendigkeit. Die Zahl der dringend benötigten Wohnungen werde in den nächsten Jahren zu einer „deutlichen Steigerung“ der Aufträge und Umsätze im Bereich des Hochbaus führen“, sagt Bau-Schlichter Schlegel.