Thema der Woche aus der Region: „Wann wird die Tecklenburger Nordbahn reaktiviert?“

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RADIO-RST-Hörer Peter aus Westerkappeln fragt: „Was ist denn jetzt mit der Tecklenburger Nordbahn?“

RADIO-RST-Hörer Peter aus Westerkappeln hat uns über WhatsApp angeschrieben und uns folgende Frage gestellt:

„Zuletzt hieß es ja, dass das Planfeststellungsverfahren im Jahr 2025 vielleicht so weit ist. Nun ist das Jahr aber auch schon bald zu Ende, und daher ist meine Frage, ob das Verfahren in diesem Jahr noch beginnt oder ob es da zu einer erneuten Verzögerung kommt. Und ist eine Reaktivierung bis um das Jahr 2030, wie es zuletzt hieß, überhaupt noch realistisch?"

Wir haben Peter bei uns im Programm auch eine Chance gegeben, alle seine Fragen loszuwerden, und dabei auch in Erfahrung gebracht, warum es ihm so wichtig ist, dass die Strecke reaktiviert wird.

Die Antwort darauf ist einfach: Die Fahrt von Westerkappeln nach Münster besteht aus vielen Herausforderungen – unter anderem auch, die Anschlusszüge bzw. Busse zu bekommen. Mit der Tecklenburger Nordbahn sieht er eine Chance auf eine bessere und flüssigere Anbindung.

Tecklenburger Nordbahn: 1967 – eingestellt, seit 2003 Reaktivierungsplan:

Seit 1967 steht die Tecklenburger Nordbahn still, weil die Fahrgastzahlen durch den wachsenden Individualverkehr stark zurückgingen. 1965 wurde der Personenverkehr zwischen Osnabrück und Mettingen schon reduziert und zwei Jahre später komplett gestrichen.

Seitdem dient die Strecke nur noch dem Güterverkehr. Die Tecklenburger Nordbahn wird aktuell nur noch sporadisch genutzt, hauptsächlich für Sonderfahrten wie den „Pingel-Anton“; der reguläre Güterverkehr wurde bereits in den 1990er-Jahren eingestellt.

Die Reaktivierung der Tecklenburger Nordbahn wird seit 2003 diskutiert. Aktuell plant der Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) die Einreichung der Planfeststellungsunterlagen für den Streckenabschnitt bis zur niedersächsischen Grenze bei der Bezirksregierung Münster. Insgesamt wären dabei 7 neue Stationen geplant. Das sind die geplanten Stationen der Nordbahn: Recke – Schlickelde/Espel – Mettingen – Westerkappeln – Lotte Wersen – Lotte Büren/Kromschröder – Lotte Büren/ Eversburg – Osnabrück Altstadt – Osnabrück HBF

Damit wird der Weg für das Planfeststellungsverfahren frei, das eine umfassende Prüfung des Projekts durch die zuständige Behörde umfasst. Im Anschluss daran werden die Planungsunterlagen öffentlich ausgelegt, sodass Bürgerinnen und Bürger sowie alle, die von dem geplanten Vorhaben betroffen sind, Fragen stellen, Bedenken äußern und Einwände vorbringen können. Diese müssen anschließend geprüft, bewertet und beantwortet werden, ehe die Bezirksregierung den Planfeststellungsbeschluss und damit die „Baugenehmigung“ erteilt.

In einer Pressemitteilung hat der NWL 2024 mitgeteilt, dass dieses Planstellungsverfahren in diesem Jahr noch eingereicht werden soll. Da das Jahr nun fast zu Ende ist, wollte Peter über die aktuelle Lage informiert werden. 

Auch andere Bahnstrecken in der Region sollen reaktiviert werden:

Die Bahnstrecken Bad Bentheim und Gildehaus, sowie zwischen Spelle und Rheine werden ebenfalls reaktiviert. Die beiden Strecken sind in Phase 3 von 4 eines Förderprogramms in Niedersachsen.

Matthias Sils, Bürgermeister von Spelle, freut sich: „Eine reaktivierte Bahn nach Rheine bringt Pendlern neue Möglichkeiten und stärkt die Region nachhaltig.“ Landkreise wie Steinfurt und Emsland arbeiten eng zusammen und profitieren davon, dass das Land die Reaktivierung stillgelegter Strecken aus Nachhaltigkeitsgründen unterstützt.

Auch Bentheim–Gildehaus ist in Stufe 3 und gehört zu den vielversprechendsten Kandidaten. Betriebskosten und Nutzen werden geprüft – die Chancen stehen also gut. Weitere Informationen zu dem Stand der Reaktivierung bei den beiden Strecken findet ihr auch hier in unserem Online-Artikel.

Bahnstrecke Spelle–Rheine – Rückblick und Zukunftsperspektive:

Die Bahnstrecke zwischen Spelle und Rheine verband einst kleinere Orte mit der Regionalhauptstadt Rheine. Am 31. Mai 1969 wurde der Personenverkehr eingestellt. Grund dafür waren sinkende Fahrgastzahlen, steigende Kosten für Gleisunterhalt und Bahnhöfe sowie die Konkurrenz durch flexiblere Buslinien. Auch die Verkehrspolitik der Deutschen Bundesbahn setzte damals auf Hauptstrecken und Fernverkehr.

Der Güterverkehr lief noch bis zum 1. Januar 1996, bevor die Strecke vollständig stillgelegt wurde.

Derzeit gewinnt die Strecke wieder an Bedeutung: Umweltfreundlicher Nahverkehr, steigende Pendlerzahlen und politische Unterstützung machen eine Reaktivierung interessant. Seit 2023 wurde die Strecke in das Reaktivierungsprogramm der Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen aufgenommen, und 2025 diskutierten Kommunen die nächsten Schritte.

Bahnstrecke Bad Bentheim–Gildehaus – Vom Stillstand zur Wiederbelebung:

Die rund 5,2 Kilometer lange Bahnstrecke zwischen Bad Bentheim und Gildehaus wurde in den 60er Jahren für den Personenverkehr stillgelegt, der Güterverkehr lief noch bis 1981. Danach erfolgte die Entwidmung und der Rückbau der Strecke.

Aktuell wird die Reaktivierung ernsthaft geprüft: Die Strecke ist in das niedersächsische Reaktivierungsprogramm aufgenommen worden, und 2025 wurde sie in die letzte Stufe des Verfahrens überführt. Vorgesehen ist die Integration in die Regionalbahnlinie RB56 mit batterieelektrischen Fahrzeugen, einem zusätzlichen Bahnsteig in Bad Bentheim und einer Schnell-Ladestation in Gildehaus.

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