Stiftskreuz kehrt nach Borghorst zurück
Veröffentlicht: Freitag, 21.06.2024 06:20
In Borghorst kehrt das Stiftskreuz in die Sankt Nikomedes-Kirche zurück. Knapp elf Jahre nach dem spektakulären Raub feiert Münsters Bischof Genn morgen einen Gottesdienst mit der Gemeinde.

Knapp elf Jahre nach dem spektakulären Raub aus der St. Nikomedes-Kirche kehrt das Stiftskreuz nach Borghorst zurück. Bischof Genn feiert aus diesem Anlass morgen (Sa., 22.06.24) einen Gottesdienst mit der Gemeinde. Der Raub des bedeutenden Kunstschatzes ist aufgeklärt, die Täter, drei Männer aus Bremen, wurden zu Gefängnisstrafen verurteilt – und doch blieb das Stiftskreuz verschwunden. Erst im Februar 2017 wurde es nach Recherchen und gegen eine Geldzahlung durch einen vom Bistum Münster beauftragten Rechtsanwalt ausfindig gemacht und nach Münster gebracht.
Das nur 40 Zentimeter hohe Borghorster Stiftskreuz gehört zu den bedeutendsten sakralen Kunstschätzen Europas aus dem Mittelalter. Bedeutsam ist es vor allem kunstgeschichtlich, wegen der eingearbeiteten Reliquien – sterblichen Überresten von Menschen, die in der katholischen Kirche als Heilige verehrt werden – und wegen seines ideellen Wertes, weniger durch seinen materiellen Wert.
Der Gottesdienst zur Rückkehr des Stiftskreuzes und zur Öffnung der Nikomedeskirche nach dem Umbau wird morgen ab 17 Uhr hier live gestreamt.
Hintergrund Stiftskreuz
Das Stiftskreuz wird als Vortragekreuz präsentiert, also auf einen Stab gesetzt. Für einen Einsatz bei Gottesdiensten ist es zu wertvoll. Das Kreuz wird in einer Vitrine fest verankert werden und künftig nur selten für Ausstellungen verliehen werden. Das nur 40 Zentimeter hohe Borghorster Stiftskreuz gehört zu den bedeutendsten sakralen Kunstschätzen Europas aus der Zeit des 11. Jahrhunderts. Bis zum Diebstahl am 29. Oktober 2013 war das ottonisch-salische Kreuzreliquiar des ehemaligen Borghorster Kanonissenstiftes im Chorraum der Pfarrkirche in einer Glasvitrine ausgestellt.
Das Reliquienkreuz ist in dreierlei Hinsicht von besonderer Bedeutung: Es handelt sich um ein Kunstwerk, das in drei kostbaren Bergkristallobjekten 17 Reliquien – von Gläubigen verehrte Überreste von Heiligen – enthält. Kunsthistorisch ist das Kreuz eines der herausragenden Zeugnisse sakraler Kunst aus der Salierzeit und ein historisches Zeugnis des differenzierten Stiftungswesens des Mittelalters.
Das Kreuz hat einen Holzkern und ist auf der Vorderseite mit einem dünnen Goldblech, auf der hinteren Seite mit vergoldetem Kupferblech verkleidet. Rein materiell betrachtet ist das Kreuz nach Aussage von Historikern verhältnismäßig wertlos. Daran ändern auch die als Verzierung eingesetzten Schmucksteine nichts. Für die Frömmigkeitsgeschichte der Christen, besonders für die Pfarrei St. Nikomedes, hat das Borghorster Kreuz hingegen eine große Bedeutung.


