Pflege in Corona-Zeiten
Veröffentlicht: Montag, 06.04.2020 16:38
Pflegerinnen berichten über ihre Arbeit. Laura arbeitet auf der Pandemie-Station im Mathias Spital. Maria aus Recke-Espel arbeitet in der ambulanten Pflege.

Kaum ein Beruf erfährt durch die Corona-Pandemie soviel Aufmerksamkeit und gesellschaftliche Anerkennung wie der Pflegeberuf. Während die Allgemeinheit aufgerufen ist, möglichst auf Abstand zu gehen, arbeiten Pflegerinnen und Pfleger weiter nah am Menschen, teils unter erschwerten Bedingungen und manchmal sogar ohne den notwendigen Schutz.
Ein Leben für den Beruf
Je nachdem, wo sie arbeiten, haben sie ihre sozialen Kontakte auf ein Minimum herunter gefahren - um den Coronavirus nicht selbst in sensible Bereiche zu tragen. Laura Broosch aus Rheine arbeitet im Mathias Spital. Seit ihre Station von einer Diabetes-Station zur Pandemie-Station umgebaut ist, macht sie privat kaum noch was.
Nichts ist mehr wie es war, sagt Laura, allerdings auch nicht ohne Stolz, denn es läuft auf der Pandemie-Station im Mathias Spital. Vielleicht gerade weil Corona alles verändert hat. Für Laura heißt das vor allem flexibel sein.
Dazu kommt die unglaubliche Verantwortung. Allein im Nachtdienst wichtige Entscheidungen treffen und immer mit einem Ohr an der Tür zum Krankenzimmer.
Laura sagt allerdings auch: Es läuft auf der Pandemie-Station im Mathias. Alle sind enger zusammengerückt und arbeiten Hand in Hand. Und immer nah am Patienten. Es geht nicht nur darum, dass es ihnen medizinisch so gut geht, wie möglich. Viele brauchen auch einfach mal Jemand zum reden.
Für Laura bedeutet das jedes Mal abzuwägen zwischen knapper Zeit und dem zwischenmenschlichen Kümmern. "Noch kriegen wir das hin," sagt sie, "natürlich mit Abstrichen."
Laura und ihre Kollegen gehen davon aus, dass noch mehr Corona-Patienten ins Mathias Spital kommen. „Das kriegen wir auch hin,“ sagt sie – wenn möglichst alle mitspielen und sich an die Kontaktsperre halten, damit es in deutschen Krankenhäusern nie so eng wird wie in Italien und Spanien.
Ambulante Pflege in Corona-Zeiten

Das hofft auch Maria Döker-Osterburg aus Recke-Espel. Sie arbeitet in der ambulanten Pflege und auch sie hat ihre sozialen Kontakte komplett zurückgefahren.
Mittlerweile sind wir in Woche drei der Kontaktsperre und ein Ende ist nicht abzusehen. Besonders hart trifft das alles ältere Menschen, die auf Hilfe angewiesen sind. Die bekommen einerseits ständig mit, dass sie am meisten gefährdet sind und andererseits warten viele vergeblich auf Besuch von ihren Angehörigen, sagt Maria. Sie ist beeindruckt, wie entspannt die meisten ihrer Patienten trotzdem sind.
Maria nimmt sich immer schon Zeit für ihre Patienten – und jetzt noch mehr. Denn gerade jetzt brauchen sie Zuwendung so dringend wie nie. Das hilft manchmal mehr als Medikamente.
Pflege nach der Corona-Krise
Menschen wie Maria und Laura sorgen dafür, dass es weiter geht, auch mit steigenden Krankenzahlen und unter erschwerten Bedingungen. Niemand weiß, wie lange noch. Doch auch die Corona-Krise ist eines Tages vorbei. Dann wird sich zeigen, was unsere Gesellschaft daraus gelernt hat. Wie verändert sowas ein Gesundheitswesen, das jahrzehntelang vom Sparzwang regiert wurde? Wer will noch in die Pflege oder Medizin studieren nach den neuen Erfahrungen mit einem tödlichen Virus?
Erste positive Zeichen
Die Corona-Pandemie bringt soviel Veränderung im Gesundheitswesen wie die letzten Jahrzehnte nicht. Geht nicht, gibt es auf einmal nicht mehr. Plötzlich ist auch Geld für alles da, jetzt sogar eine 1.500 €uro-Prämie für alle Pflegekräfte. Was tut die Politik noch, um den Pflegeberuf attraktiver zu machen? Höhere Löhne? Maria glaubt nicht, dass es damit getan ist, solange die Rahmenbedingunen bleiben, wie sie sind.
Wertschätzung bekommt Maria von ihren Patienten genug, dafür braucht sie die Politik nicht. Die ist dafür zuständig, dass sich grundlegend was ändert findet sie. Auch Laura freut sich besonders, wenn beides passt.
Geht doch! Die Corona-Krise zeigt nicht nur, was für ein besonderer Job das ist, sich so für seine Mitmenschen einzusetzen. Sie zeigt auch: Ein „Zurück zur Tagesordnung“ wird wohl nicht möglich sein.