Nächster Tierwohl-Skandal?

Tierschutz-Aktivist:innen prangern massive Tierquälerei in Westfleisch-Zulieferbetrieben in Emsdetten und Ibbenbüren an. Bilder zeigen Schweine mit blutenden Wunden und unversorgten Nabelbrüchen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.

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Die Tierrechtsorganisation ANINOVA (ehemals Deutsches Tierschutzbüro) hat erschreckendes Bildmaterial veröffentlicht und macht Westfleisch-Zulieferbetrieben in Emsdetten und Ibbenbüren schwere Vorwürfe. Die Aufnahmen zeigen Schweine mit blutenden Wunden und unversorgten Nabelbrüchen. Einige Tiere liegen nur noch, andere humpeln und sind augenscheinlich krank. Bestätigt sich der Vorwurf, sind diese Zustände nicht neu: Beide Betriebe wurden 2019 und 2022 schon einmal negativ dokumentiert und angezeigt, schreibt ANINOVA. Das Kreisveterinäramt Steinfurt hat ebenfalls Missstände festgestellt und Anzeige erstattet.

Schockierende Zustände in Emsdetten und Ibbenbüren angeprangert

Als besonders gravierend bezeichnet ANINOVA die Zustände in einem Offenstall in Emsdetten mit rund 600 Schweinen. Der Vorwurf: Das Fleisch von dort wird exklusiv bei EDEKA unter dem Label „BauernLiebe“ verkauft. Trotz der Teilnahme an der „Initiative Tierwohl“ seien die hygienischen Bedingungen katastrophal. ANINOVA hat Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Münster erstattet. Der dritte betroffene Betrieb ist in Stadtlohn im Kreis Borken. Auch dort hat das Veterinäramt Anzeige erstattet.

Ein Hauptproblem sei die Massentierhaltung. Profitgier gehe auf Kosten der Tiere, sagt Jan Peifer von ANINOVA. Für ihn spielt es keine Rolle, ob Schweine in Haltungsstufe zwei, drei oder sogar vier leben. Ob sie mehr Platz bekommen oder Stroh oder mal nach draußen gucken – seiner Meinung nach völlig egal.

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Reaktion von Westfleisch und EDEKA

Westfleisch und EDEKA haben auf RADIO RST-Nachfrage auf die schweren Vorwürfe gegen die zwei Schweinebetriebe in Emsdetten und Ibbenbüren reagiert. Beide Höfe beliefern Westfleisch, und der Hof in Emsdetten besitzt die Haltungsstufe 3, was besonders brisant ist. Westfleisch und EDEKA prüfen die Betriebe intensiv. Der Betrieb in Emsdetten ist vorerst für Lieferungen gesperrt, während Verfahren laufen, um seine zukünftige Zulassung zu klären. EDEKA überprüft zudem die Kontrollmechanismen, um sicherzustellen, dass die Tierwohlstandards eingehalten werden.

Reaktion eines Schweinehalters aus dem Kreis Steinfurt

Auf den veröffentlichten Bildern sind Schweine mit älteren Verletzungen zu sehen. Eigentlich unmöglich, denn per Gesetz ist vorgeschrieben, täglich mindestens einmal nach den Tieren zu sehen. Dass man das tut, gehört für Schweinehalter Lars Puckert aus Saerbeck-Sinningen zum Arbeitsalltag.

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