IHK Nord Westfalen: Weniger Ausbildungsverträge
Veröffentlicht: Mittwoch, 30.07.2025 14:39
Zum Stichtag 28. Juli wurden im Bereich der IHK Nord Westfalen 6.536 neue Ausbildungsverträge abgeschlossen. Das entspricht einem Rückgang von rund 8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Im Kreis Steinfurt wurden davon 1.133 Verträge unterzeichnet, was einem moderaten Minus von 2,5 Prozent entspricht. Besonders betroffen sind die kaufmännischen Berufe, die einen starken Rückgang von 34,6 Prozent verzeichnen.

Die Ursachen für die rückläufigen Azubi-Zahlen sind vielschichtig: Zum einen gibt es deutlich weniger Schulabgänger, die sich für eine betriebliche Ausbildung interessieren. Fast 45 Prozent der Ausbildungsbetriebe melden, keine Bewerbungen erhalten zu haben. Hinzu kommt, dass viele der wenigen Bewerber grundlegende Qualifikationen für eine Ausbildung nicht erfüllen. Dies führt in fast zwei Dritteln der Ausbildungsplätze dazu, dass keine passenden Kandidatinnen oder Kandidaten gefunden werden.
Ein weiterer gravierender Faktor ist die aktuell unsichere Wirtschaftslage, die viele Unternehmen zu Investitions- und Einstellungsvorsicht zwingt. Obwohl knapp 18 Prozent der Betriebe mehr Ausbildungsplätze als im Vorjahr anbieten möchten, reduzieren über 25 Prozent ihr Angebot – häufig als Reaktion auf wirtschaftliche Risiken. Dr. Jochen Grütters, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK Nord Westfalen, warnt davor, dass Unternehmen, die mehrfach keine Bewerbungen erhalten, sich irgendwann aus der Ausbildung zurückziehen könnten. Dies gefährdet langfristig die Fachkräfteversorgung in der Region.
Trotzdem gibt es auch positive Entwicklungen: So meldet der Kreis Coesfeld ein leichtes Plus von 1,4 Prozent bei den Neuverträgen, und die Emscher-Lippe-Region verzeichnet in Bottrop einen Zuwachs von 4,3 Prozent bei den abgeschlossenen Ausbildungsverträgen.
Die IHK Nord Westfalen ruft alle jungen Menschen, die noch keine Ausbildungsstelle gefunden haben oder unsicher sind, aktiv dazu auf, sich weiterhin zu bewerben. Insbesondere kleinere und weniger bekannte Unternehmen haben häufig noch freie Plätze. Zur Unterstützung bietet die IHK vielfältige Programme und Initiativen an, darunter das Team der „Passgenauen Besetzung“, rund 900 Ausbildungsbotschafter an Schulen und über 700 Partnerschaften zwischen Schulen und Betrieben. Die bundesweite Kampagne „Jetzt #könnenlernen“ soll ebenfalls die Attraktivität der Ausbildung unterstreichen.
Für Jugendliche, die noch Unterstützung bei der Ausbildungsplatzsuche benötigen, gibt es spezielle Beratungshotlines der IHK Nord Westfalen: 0251 707-555 für das Münsterland und 0209 388-555 für die Emscher-Lippe-Region.
Insgesamt bleibt die IHK optimistisch, dass mit gezielten Maßnahmen von Schulen, Betrieben und weiteren Akteuren die Ausbildungsmarktsituation in Nord Westfalen verbessert und die Fachkräftesicherung langfristig gewährleistet werden kann.