FAQ Kükentöten
Veröffentlicht: Dienstag, 25.05.2021 11:18
Vor Pfingsten haben wir auf facebook ein Posting zum geplanten Ende des Kükentötens veröffentlicht. Daraufhin haben sich einige User kritisch über unsere Berichterstattung geäußert. Deshalb haben wir die wichtigsten Fragen noch einmal recherchiert.

Warum werden Küken geschreddert?
Für Geflügel gibt es in der Landwirtschaft zwei Verwendungsarten: Sie legen Eier oder setzen Fleisch und Fett an und werden zum Beispiel als Brathähnchen verkauft. Für beides sind die männlichen Nachkommen von Legehennen nicht zu gebrauchen. Wenn sie am Leben bleiben, brauchen sie zum Beispiel Futter und verursachen Kosten, ohne einen wirtschaftlichen Nutzen zu haben.
Werden Küken wirklich geschreddert?
Das Kükentöten wird oft plakativ als "Küken-Schreddern" bezeichnet. Tatsächlich war es in den 50er- und 60er-Jahren üblich, männliche Küken lebend zu schreddern. Heute werden sie in den meisten Fällen mit CO2 vergast, heißt es vom Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft. Rein rechtlich wäre das Schreddern noch erlaubt. Der Effekt ist der gleiche: Jedes Jahr werden in Deutschland mehr als 40 Millionen Küken getötet. Das widerspricht allerdings dem Tierschutzgesetz: "Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen." Das Bundesverwaltungsgericht hat 2019 deshalb entschieden, dass diese Praxis nur noch für eine Übergangszeit zulässig ist. Ab 2022 ist das Kükentöten verboten. Auch das Verfüttern an andere Tiere wie zum Beispiel Schlangen ist dann nicht mehr erlaubt.
Welche Alternativen haben Landwirt:innen?
Tierschützer:innen sehen auch die Alternative kritisch: Durch Früherkennung lässt sich das Geschlecht eines Kükens erkennen, bevor es sich im Ei entwickelt. Diese Eier werden aussortiert und nicht mehr ausgebrütet. Ab 2024 gibt es auch bei der Früherkennung Verschärfungen: Nach dem siebten Tag sind Eingriffe an einem Ei verboten, weil die Embryos ab dann ein Schmerzempfinden haben. Die Technik lässt aktuell eine Früherkennung erst ab dem neunten Tag zu.
Warum ist das Verbot bei den Landwirt:innen umstritten?
Die Agrarindustrie kritisiert, dass das Verbot nur in Deutschland gilt. Sie befürchten, dass die Industrie und Handel Eier künftig im Ausland kauft. Denn wenn die männlichen Küken am Leben bleiben, kosten sie Geld. Auch die Früherkennung ist sehr teuer: Eine Anlage kostet rund eine Million Euro. Das Geld hat nicht jeder Betrieb. In jedem Fall wird die Produktion von Eiern teurer - und damit auch der Einkaufspreis. In Ländern, in denen das Kükentöten erlaubt bleibt, lassen sich die Eier günstiger produzieren. Die Landwirt:innen fürchten um ihre Existenz.