Eichenprozessionsspinner

Die Raupen ziehen wieder los. Ein Überblick, wie es im Kreis Steinfurt aussieht.

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Waren das Zeiten, als unsere größte Sorge der Eichenprozessionsspinner war – damals, vor Corona!

Okay, die Raupen gibt es auch dieses Jahr wieder und sie sind gerade wieder dabei, ganze Bäume einzuweben. Und es geht wieder los mit Pusteln und Frieseln im Nacken und an den Innenseiten der Unterarme.

Nesselhaare lösen teils heftige Reaktionen aus

Sobald die Raupenkolonnen unterwegs sind, wehen auch wieder ihre feinen Nesselhaare durch die Luft und plagen vor allem Menschen mit empfindlicherer Haut. Sie lösen teilweise Hautirritationen, Augenreizungen und sogar Atembeschwerden aus. Schlimmstenfalls kommt es zum allergischen Schock und das bedeutet: Blaulicht.

Eine never ending story, so scheint es

Die Städte und Gemeinden im Kreis Steinfurt schreiben das nächste Kapitel in der Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners. Schon seit April sind Mitarbeiter der Bauhöfe und von Fachfirmen im Einsatz, um zu verhindern, dass die Raupen überhand nehmen. In einigen Verwaltungen gibt es EPS-Beauftragte, die fast nichts anderes zu tun haben, als das zu koordinieren. Auf sie kommt noch einiges zu, denn die diesjährige Raupenplage steht erst am Anfang.

Von Juli bis September aktiv

Der Eichenprozessionsspinner ist von Juli bis September aktiv. Wer die Raupen noch im Larvenstadium abtötet, verhindert, dass sie losziehen. Orte wie Saerbeck, Rheine, Lengerich oder Lingen, beispielsweise, setzen darum in diesem Jahr auf ein spezielles Bakterium, Ladbergen testweise. Dort scheint es zu wirken, zumindest an der Grundschule, im Friedenspark und um das Rathaus. Auch Neuenkirchen und Wettringen setzen auf ein Biozid. In Rheine sind die damit behandelten Bäume deutlich geringer befallen (70 – 80%). Ganz weg sind die Nester nirgendwo. Darum rücken die Mitarbeiter der Technischen Betriebe Rheine diese Woche auch nochmal aus, um abzusaugen. Das wird wohl bis in den August so weiter gehen. In Wettringen gab es außerdem einen Test mit homöopathischen Mitteln. Ob es geholfen hat, muss sich noch zeigen. Alles andere ist mehr Arbeit.

Oft bleibt nichts anderes als Absaugen, wie hier in Metelen© Gemeinde Metelen
Oft bleibt nichts anderes als Absaugen, wie hier in Metelen
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Auch der Landesbetrieb Straßen NRW bekämpft den Eichenprozessionsspinner mit dem Bakterium. Es wird auf die betroffenen Bäume aufgesprüht und von den Raupen aufgenommen. Das Mittel sei für Menschen oder andere Tiere nicht schädlich. Wieder andere setzen auf Nematoden. Die kleinen Fadenwürmer töten die Raupen. Normalerweise leben sie im Erdreich. Gegen den EPS werden sie zusammen mit Wasser in die Bäume gesprüht. Das geschieht nachts, weil die Raupen besonders dann aktiv sind.

Verschiedene Strategien gegen den EPS

Ziehen die Raupen los, hilft nur noch, sie abzusaugen oder sonstwie mechanisch zu entfernen. Die Technischen Betriebe in Greven nutzen in diesem Jahr einen eigenen Hubsteiger. Damit lassen sich die Nester an Kitas oder Schulen schneller entfernen, als wenn jedes Mal eine Fachfirma kommt, sagte ein Sprecher der Stadt Greven. Und die Mitarbeiter erreichen selbst Nester in den Baumkronen. Auch die Städte Ibbenbüren und Emsdetten saugen die giftigen Raupen ab. In Nordhorn hängen 200 spezielle Baumringfallen an Eichen. Metelen hat 50. Sie sind testweise im Einsatz. In Neuenkirchen hängen neuerdings auch welche, genau wie in Ochtrup. Unter Experten ist umstritten, ob die Fallen gegen den Eichenprozessionsspinner helfen.

Vielerorts hängen seit dem letzten Jahr auch Nistkästen für Meisen oder Fledermauskästen in den Eichen. Sie fressen die Raupen. In Lotte gibt es aus einigen Bereichen weniger Meldungen, seit dort Meisenkästen hängen. Greven orientiert sich auch 2020 am niederländischen „Leitfaden zur Eindämmung des Eichenprozessionsspinners“, der statt auf Gift unter anderem auf die Stärkung natürlicher Fressfeinde des EPS setzt. In Greven haben sich in den letzten Monaten viele Initiativen gegründet und hunderte Nistkästen gebaut und aufgehängt, um Vögel anzulocken. Die Stadt selbst hat aus Haushaltsmitteln 450 Nistkästen finanziert und kostenlos an die Grevener abgegeben. All diese Maßnahmen, da sind sich die meisten einig, sind besser, als Pestizide in die Bäume zu spritzen, denn die töten auch alles andere Leben dort. Mettingen hat ein Heißwasserschaumgerät im Einsatz, das die Raupen quasi abkocht. Gift ist immer die letzte Option.

Es fängt gerade erst richtig an

Die diesjährige Saison der Eichenprozessionsspinner fällt den meisten erst jetzt richtig auf: Große Nester hängen in den Eichen, die Raupenkolonnen sind unterwegs. Später im Jahr sind ganze Bäume durch die Spinner mehr oder weniger „verschleiert“.

Tendenz noch nicht erkennbar

Ob es mehr ist oder weniger als in den vergangenen Jahren läßt sich noch nicht sagen. Das hat eine RADIO RST-Umfrage unter allen 24 Städten und Gemeinden ergeben. In Ladbergen sieht es innerorts etwas besser aus als 2019, genau wie in Mettingen. In Neuenkirchen scheinen mehr Raupen unterwegs zu sein als im letzten Jahr. Seit es wärmer ist, häufen sich die Meldungen. Allgemeiner Tenor: Diesmal ist es später als sonst. Noch melden sich zumindest weniger Bürger beim Amt und melden einen Befall. Dass es damit weniger Raupen gibt, muss das nicht heißen, heißt es beispielsweise aus Emsdetten. In Laer ist fast jede Eiche befallen, die Nester erscheinen aber kleiner. Diese Beobachtung kommt auch aus Lengerich: Kleinere Nester dafür mehr davon. Rheine meldet weniger und kleinere Nester, dem Anschein nach, Tecklenburg mehr. Vielleicht haben die Menschen sich auch mehr daran gewöhnt, dass man bestimmte Bereiche im Sommer besser meidet, heißt es aus Greven. Ähnliches ist aus Ibbenbüren zu hören. Die Raupen wurden auch dort im letzten Sommer als schlimmer empfunden.

Wie immer gilt: Kindergärten und Schulen zuerst

Die Sauger saugen wieder und Kindergärten, Schulen, Spielplätze und Sportanlagen sind überall vorrangiges Einsatzgebiet. Dann kommen andere Bereiche in der Innenstadt, wo immer viel los ist. In den Außenlagen müssen auch schon mal Hinweisschilder helfen, zum Beispiel an Wirtschaftswegen und Waldrändern.

Manchmal müssen Hinweisschilder reichen, wie hier in Emsdetten© RADIO RST
Manchmal müssen Hinweisschilder reichen, wie hier in Emsdetten
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Die Stadt Emsdetten hat gerade neue aufgestellt. Die Stadt Ochtrup bekämpft den Eichenprozessionsspinner im Außenbereich nur an stark frequentierten Rad- und Fußgängerrouten und Bushaltestellen. Auch eine Stadt wie Greven mit ihren geschätzt 100.000 Eichen wird wohl nie ganz EPS-frei sein – es sei denn, die Natur selbst regelt das. Rheine setzt jetzt auf mehr Blühflächen, damit mehr Insekten die Stadt und ihr Umfeld EPS-frei halten. Möglicherweise ist ja gerade das der richtige Ansatz.

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