Weltbevölkerung

Deutschlands Chancen bei einer schrumpfenden Weltbevölkerung - RADIO RST im Experten-Gespräch mit Jochen Oltmer von der Uni Osnabrück

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Die Weltbevölkerung wächst bis 2100 deutlich weniger als von den Vereinten Nationen angenommen Eine breit angelegte Studie hat ergeben, dass es am Ende dieses Jahrhunderts 8,8 Milliarden Menschen auf der Erde gibt, zwei Milliarden weniger als bisher gedacht. Warum versuchen kluge Köpfe sowas vorherzusagen und was bedeutet das für uns im hier und jetzt? Experten-Frage an Jochen Oltmer von der Uni Osnabrück: Läßt sich schon jetzt ein verlässliches Bild von Deutschland in 80 Jahren zeichnen?

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Wozu dann also solche Studien? Schon klar, eine grobe Vorstellung, wie es mal wird, hilft auch schon, heute die richtigen Weichen für morgen zu stellen. Bei dieser aktuellen Diskussion geht es nicht um Science Fiction sondern um ganz handfeste Dinge: Zum Beispiel, welche Staaten oder Religionen dann weltweit das Sagen haben oder wie es der Umwelt geht, wenn bis dahin zwei Milliarden Menschen weniger auf der Erde leben als bisher angenommen. Die neue Studie hat die Vorhersage der Vereinten Nationen nach unten korrigiert. Genau lässt sich sowas allerdings nie vorhersagen, sagt Jochen Oltmer – nur eins ist sicher: immer mehr werden wir Menschen schon bald nicht mehr. Und das ändert alles.

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Ob das gut ist oder schlecht - nicht mal auf die Frage gibt es gute Antworten. Verliert eine alternde Gesellschaft an Innovationskraft oder macht sie das durch mehr Erfahrung wett? Woher kommt das Geld für den Sozialstaat, wenn es immer mehr Rentner gibt und immer weniger, die einzahlen? Wohin mit den ganzen Häusern, Straßen, Schulen, Kläranlagen? Nicht nur für Deutschland – für ganz Europa steht ja schon länger fest: Wir werden weniger.

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Und dann ist da die Frage, die in letzter Zeit so deutlich im Vordergrund steht: Wenn vor allem die reichen Gesellschaften schrumpfen, verbessert das die Klima-Aussichten? So langsam kommt man dahinter, warum solche Studien so wichtig sind. Die neue Studie berechnet oder schätzt vieles anders ein, zum Beispiel die Geburtenraten. Einfache Gleichung: Je mehr Bildung für Frauen, umso weniger Kinder. Gleichzeitig läuft es von Land zu Land unterschiedlich: In Japan oder Italien, zum Beispiel, halbiert sich die Bevölkerung zum Ende des Jahrhunderts, Nigeria wird bis dahin vielleicht zum bevölkerungsreichsten Land nach Indien. Haben Länder südlich der Sahara dann das Sagen? Nicht unbedingt, sagt Oltmer.

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Für Deutschland heißt das aus Sicht des Experten: Bleiben wir eine hochindustrialisierte Wissensgesellschaft, verlieren wir auch nicht unbedingt an Bedeutung. Klingt erstmal gut. Gleichzeitig wachsen einige Gesellschaften in Asien und Afrika erstmal noch weiter. Das belastet auch die Umwelt.

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Allmählich wird klar, warum solche Studien so wichtig sind: Heute das Morgen denken – und das ist nicht nur eine Ansage der Experten an Politik und Wirtschaft – das gilt für Jeden von uns.

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