Taxi-Branche in der Corona-Krise: Viel Warten, wenig Fahren, kaum Geschäft
Veröffentlicht: Mittwoch, 15.04.2020 14:12
Harte Zeiten für Taxiunternehmer in der Corona-Krise. Wir haben uns in der RADIO RST-Region umgehört und berichten über ein Unternehmen in Ibbenbüren.

Egal, wie lange die Corona-Auflagen noch gelten: Für einige Unternehmen wird jeder weitere Tag zur Zerreiß-Probe. Auch die gut 80 Taxi-Unternehmen im Kreis Steinfurt sind seit Wochen im Spagat: Einerseits gehören sie zum Öffentlichen Personen-Nahverkehr. Damit haben sie eine Betriebspflicht und die Kosten laufen unverändert weiter. Andererseits ist ihnen der Umsatz weitgehend weggebrochen. Fährt ja kaum noch jemand Taxi, wenn alles über anderthalb Meter Sicherheitsabstand spricht. In einer Taxi-Limousine gibt es den nun mal nicht. Viele Chefs stöhnen über den Zahlen, viele Taxi-Fahrer haben Angst, sich anzustecken. Andere sehen es gelassen, wie Frank Schreiber von Taxi Schwarz in Ibbenbüren.
Bange machen, gilt nicht. Als ob sich nicht auch so schon genug verändert hätte, auch manches, was sonst schon reflexartig ablief. Als Beifahrer ins Taxi einsteigen zum Beispiel geht nicht mehr. „Das ist nur eine der Auflagen, für die man jedes Mal neu umdenkt“, sagt Schreiber.
Und nach jeder Fahrt: alles desinfizieren, zum Schichtwechsel sowieso. Dann nochmal besonders gründlich für die Kollegen. Für die Fahrer ist bei Taxi Schwarz alles an Bord.
Trennscheiben gibt es nicht. „Da kostet ein Umrüstsatz mal eben 800 bis 1.000 €uro“, sagt der Chef, Tayfun Cevikel. Fährt ein Angehöriger oder Betreuer mit, was bei Senioren oder Menschen mit Behinderung nicht selten ist, gibt es die Fahrt im Großraum-Taxi, also im Bulli. Da ist mehr Abstand möglich. Am häufigsten fährt Frank Schreiber derzeit Patienten zum Arzt. Ansonsten ist es ruhig geworden.
Kleiner Service des Hauses in diesen Zeiten: Für einen kleinen Obulus bringen die Fahrer von Taxi Schwarz den Einkauf bis an die Haustür. Zeit genug dafür haben sie ja. Das ist für Menschen gedacht, die jetzt wirklich nicht rauskommen, vielleicht, weil sie krank sind oder in Quarantäne – oder einfach, weil sie zur Risiko-Gruppe gehören.
„Lange hält das kein Taxi-Unternehmen aus.“
Geschäft im eigentlichen Sinne ist das nicht, eher ein Zeichen der Solidarität in schlechten Zeiten, sagt Cevikel: „Lange hält das kein Taxi-Unternehmen aus.“ Von den insgesamt 85 Fahrern sind momentan viele zuhause, Cevikel und sein Kompagnon Jens Lambrecht machen selbst Rufbereitschaft, zum Beispiel am Wochenende oder nachts. Und sie sind ständig im Kontakt mit dem Taxifahrerverband und dem Gesundheitsministerium, um zu erfahren, wie es weitergeht.