Strom aus Wind und Sonne - Kreis Steinfurt an der Spitze

Während woanders noch diskutiert wird, ist die Energiewende bei uns in vollem Gange. Der Kreis Steinfurt ist in NRW aktuell Spitzenreiter beim Ausbau von Windkraft und Solar. Wie können die Menschen in der Region profitieren? Für wen rechnet sich eine Solaranlage? Und lohnen sich Bürgerwindparks? Wir liefern Fakten, sprechen mit Fachleuten und mit Dir, der RADIO RST-Community.

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Der Kreis Steinfurt ist gerade das Windkraft-Zentrum in NRW. Allein in der ersten Jahreshälfte wurden bei uns neue Anlagen mit insgesamt 92 Megawatt Leistung an das Netz gebracht – das ist landesweit Platz eins. Zum Vergleich: Selbst ganze Regierungsbezirke liegen oft drunter. 15 neue Wind-Räder sind zuletzt im Kreis Steinfurt entstanden. Das liegt zum einen an den guten Windverhältnissen in der Region. Zum anderen an der aktiven Planung in vielen Orten: mehr Flächen, schneller genehmigen, besser kommunizieren. Und der Kreis Steinfurt hat da offenbar auch ein Ohr für die Sorgen der Menschen – etwa bei Abstand, Lärm und Sicht-Achsen.

Kreis Steinfurt: Windkraft-Ziel bald erreicht

Der Kreis Steinfurt arbeitet schon lange am Ausbau der Windkraft. Bis 2040 möchte der Kreis Steinfurt klimaneutral sein. Ein ehrgeiziges Ziel und die Windenergie ist ein wichtiger Baustein. In diesem Teilbereich hat die Region das Ausbauziel auch bald erreicht, sagt Silke Wesselmann vom Amt für Klimaschutz in Steinfurt im RADIO RST-Interview. Anders sehe es bei der Solarenergie aus.

Solar-Ausbau im Kreis Steinfurt verdoppeln

Auch beim Ausbau der Solar-Energie ist der Kreis Steinfurt aktuell Spitzenreiter in NRW. Im letzten Jahr (2024) wurden hier neue Solaranlagen mit einer Leistung von 110 Megawattpeak (MWp) gebaut. So viel wie in keinem anderen Kreis in NRW. Die Zahlen beobachtet auch Silke Wesselmann vom Kreis Steinfurt.

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Jährlich 200 MWp neue Solarleistung - das ist das Ziel. Es zu erreichen werde eine "riesige Herausforderung", sagt die Expertin. Aber es sei möglich. Solaranlagen sind deutlich günstiger geworden und das Potential auf Dachflächen in der Region sei groß. Dabei sei es wichtig, dass die Bundesregierung Solaranlagen weiter fördere. Damit der Ausbau weiter vorangeht. unterstützt der Kreis Steinfurt Interessierte. Den Kontakt zu den Solarbotschaftern und zur Experten-Beratung des Kreises Steinfurt findest Du hier.

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"Solaranlage lohnt sich für die meisten"

Jens Leopold ist Solar-Experte beim Kreis Steinfurt. Wie gut das eigene Hausdach für eine Solaranlage geeignet ist, lässt sich online überprüfen - beim Solarkataster für den Kreis Steinfurt. Dort gibt man die Adresse, den Stromverbrauch und weitere Daten ein. Das Programm schätzt ein, welche Anlage geeignet wäre und wann sie sich rechnet.

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Für die meisten Hausbesitzerinnen und -besitzer in der Region lohnt sich eine Solar-Anlage, sagt der Experte. Auch, weil die Technik in den letzten Jahren immer billiger geworden ist. Ein Rechen-Beispiel für ein Einfamilienhaus:

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Wer ein Dach in südliche Richtung hat, kann über einen zusätzlichen Speicher nachdenken. Für Mieterinnen und Mieter kommen kleine Solaranlagen in Frage. Sogenannte Balkonkraftwerke steckt man direkt in die Steckdose. Sie kosten weniger als 1.000 Euro und rechneten sich meistens schon nach drei Jahren, sagt der Experte.

Bürgerwind im Kreis Steinfurt

Bei der Windkraft hat der Kreis Steinfurt sein selbstgestecktes Ausbauziel bald erreicht. Auch dank der elf Bürgerwindparks im Kreis Steinfurt. Neben den Flächeneigentümern sind die jeweilige Kommune und vor allem Anwohnende und Menschen aus dem Ort beteiligt. Banken, Handwerksbetriebe und die Geschäftsführung kommen immer aus der Region. So bleibt das Geld vor Ort. Und im besten Fall erhöht es die Akzeptanz für die Windkraft. Auch mit dem Bürgerwind-Modell ist der Kreis Steinfurt Vorbild für viele andere Landkreise in Deutschland

Bürgerwind Hörstel: "Investition lohnt sich"

Die Bürgerwindgesellschaft Hörstel betreibt 13 Windräder in Dreierwalde-Uthuisen und im Lager Feld bei Riesenbeck. Sie produzieren 110 Millionen Kilowattstunden Strom im Jahr - genug, um den Bedarf der Einwohnenden einer mittelgroßen Stadt wie Ibbenbüren zu decken. Mehr als 600 Bürgerinnen und Bürger haben in den Bürgerwindpark investiert. Einer von ihnen ist Christoph, 41, aus Hörstel.

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Wieviel er investiert hat, verrät Christoph nicht. Die kleinstmögliche Summe waren 1.000 Euro. Aber er sagt: Gelohnt habe es sich auf jeden Fall. Anleger wie Christoph haben ihre Investitionskosten schon wieder heraus.

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Über die Höhe der Gewinne gibt die Bürgerwind Hörstel keine Auskunft. In einem von der Finanzaufsicht geprüften Informationsprospekt wurde angenommen, dass die Rendite nach etwa 25 Jahren bei 220 Prozent liegt. Die Windkraft habe von der Energiekrise im Ukrainekrieg profitiert, heißt es von der Geschäftsführung. Demnach war die Rendite in dieser Zeit deutlich höher als erwartet. Allerdings sorge die gestiegene Inflation aktuell für niedrigere Erlöse als angenommen.

Solarstrom für die Landwirtschaft

Beim Ausbau der Solarenergie ist die Landwirtschaft schon weiter als viele andere Branchen oder Privatleute. Nach Einschätzung von Hans-Georg Guhle, Leiter des Maschinenrings Steinfurt-Bentheim, haben etwa 80 Prozent der Höfe im Kreis Steinfurt eine Solaranlage auf dem Dach. Der Maschinenring berät Betriebe und installiert Solaranlagen.

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Etwa 60 Prozent des benötigten Stroms können Höfe mit einer Solaranlage selbst erzeugen, so Guhle. Je mehr Strom ein Betrieb verbraucht, um so mehr rechne sich das. Deshalb fahren Landwirtinnen und Landwirte auch immer öfter Elektro-Fahrzeuge. Nur bei den schweren Traktoren funktioniere das noch nicht. 

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