Lernen am Smartphone, Tablet, Laptop oder PC
Veröffentlicht: Montag, 20.04.2020 16:55
E-Learning zuhause geht weiter - auch, wenn Corona-Auflagen für Schulen nach und nach gelockert werden. Wir haben mit einem Professor der FH Münster gesprochen.

Die Landesregierung lockert Schritt für Schritt die Corona-Auflagen an Schulen. Erstmal gehen die oberen Jahrgänge wieder los, vor allem die, die bald Prüfungen haben. Ganz ohne E-Learning wird es nach den Erfahrungen der letzten Zeit jedoch wohl auch dann nicht mehr gehen, wenn die Schulen zum Normalbetrieb zurück gekehrt sind. „Gibt ja auch durchaus Vorteile gegenüber dem herkömmlichen Unterricht,“ sagt E-Learning-Experte Professor Eik-Henning Tappe von der Fachhochschule Münster - zum Beispiel…
Video, Audio, Text – alles ist möglich und vieles interaktiv und kombinierbar - selbst am Smartphone. Das hat ja fast Jeder sowieso immer dabei.
Konsumgut wird zum Werkzeug
Mit E-Learning wird selbst das Smartphone vom reinen Freizeitgerät zum Werkzeug fürs Lehren und Lernen – und das jederzeit und überall. Damit das klappt, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein, sagt E-Learning-Experte Tappe.
Wichtig ist auch ein Rückzugsort mit ruhiger Arbeitsatmosphäre. Der richtige Lernrhytmus ist Aufgabe der Eltern. Lehrer stehen nicht nur vor der Aufgabe, völlig neue Lernkonzepte zu entwickeln: es geht auch viel um Kommunikation, sagt Tappe.
Das beste E-Learning-Angebot funktioniert allerdings nicht ohne den Austausch aller Beteiligten. Anders als im herkömmlichen Schulunterricht fallen viele Kommunikations-Kanäle aus. Das beginnt bei Mimik und Gestik, geht über gezieltes Nachfragen und endet sicher nicht beim kurzen Spontan-Test.
Digitaler Ersatz für Altbewährtes
An ihre Stelle rücken außerhalb des Klassenzimmers Plattformen für Zusatz-Infos, Verständnisfragen und ganz allgemein: eine Vernetzung von Schülern untereinander und auch mit den Lehrern. Das erhält nicht nur den Klassenverband aufrecht, es ist auch gut für ein Gefühl des "gemeinsamen" Lernens auch außerhalb der Schule. Also: miteinander im Kontakt bleiben.
Vielleicht mehr noch als sonst sind die Eltern gefragt, denn anders als sonst haben sie ihr Kind beim E-Learning vor Augen und merken direkt, wenn was hakt. Niemand kennt ihr Kind besser.
Es ist schon viel Wissen unterwegs, wenn auch nicht gleich verteilt. Jetzt kommt es darauf an, die passende Kombination mit Schulunterricht zu finden, sagt Tappe mit Blick auf das, was kommt. Dabei geht es nicht darum, möglichst viele Laptops oder Tablets für die Schulen anzuschaffen.
Klingt erstmal richtig gut. Die Realität sieht oft anders aus. Gut vier Wochen sitzen Schüler mittlerweile schon zuhause und lernen selbst, so gut es geht, weil wegen Corona der Unterricht ausfällt. Für Viele bleibt E-Learning auch erstmal DAS Ding, um sich Wissen drauf zu schaffen. Und um sich weiter auf neue Unterrichtsformen einzustellen, sagt Tappe.
Also immer schön mit der Ruhe! Schüler brauchen feste Tagesstrukturen und einen Rückzugsort, um in Ruhe zu lernen – übrigens nicht unbedingt nach den schulüblichen Zeiten. Eltern brauchen vor allem Geduld und ein gutes Händchen, wenn es darum geht, zu helfen. Auch für die Lehrer gibt es Nachholbedarf, denn viele sind didaktisch mit ihrem Latein schnell am Ende, wenn es digital wird.
Für den Lehrernachwuchs fordert Tappe eine Ausbildung, die Alle auf den gleichen mediendidaktischen Stand bringt. Doch das ist Zukunftsmusik. Den jetzigen Lehrern hilft es nicht, wenn es darum geht, digitale Lernkonzepte für ihre Schüler zu entwickeln. Und natürlich sind auch Geräte wichtig - zuhause, damit Alle die gleichen Voraussetzungen haben. Halten wir also fest: Das E-Learning geht weiter – und zwar für Alle Beteiligten. Da hilft gegenseitiges Verständnis auf jeden Fall.