#Dorfkinder-Kampagne
Veröffentlicht: Donnerstag, 23.01.2020 17:42
Mit einer Werbekampagne rückt das Ministerium für Landwirtschaft und Ernährung unter Julia Klöckner das Leben auf dem Land in ein positiveres Licht. So die Idee. Doch die Kampagne ging in die falsche Richtung. Hohn und Spott auf Twitter, viel Kritik auf Facebook und Instagram. Teilweise leider auch unter der Gürtellinie. Fast schon blanker Hass, der der Ministerin entgegengeracht wird.

Shitstorm auf Twitter
Das hatte sich Julia Klöckner etwas anders vorgestellt. Unter dem Hashtag "Dorfkinder" hatte das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft - BMEL - eine Kampagne ins Leben gerufen, die den Fokus auf das ländliche Leben in Deutschland richtet. "Wir möchten Austausch über Ideen, neue Entwicklungsansätze und echte Perspektiven für das Land", ist in der Kampagne zu lesen. Ausgelöst hat es vor allem eine Debatte auf Twitter, wie die folgenden Beispiele zeigen:
Wie #dorfkinder die Kampagne sehen: pic.twitter.com/AxnCGum1N7
— Clara Nathusius (@CNathusius) January 20, 2020
#Dorfkinder vs. Stadtkinder? Die wahre Grenze verläuft doch in Deutschland zwischen Aldi Nord und Aldi Süd.
— Kaffeecup (@kaffeecup) January 20, 2020
Lieber schnelles Netz statt schöner Bilder
Sehr viele Twitter User sagen, dass "Dorfkinder" weniger unter einem schlechten Image, sondern mehr unter fehlender Infrastruktur, mangelndem Netzausbau oder nicht vorhandenen Freizeitmöglichkeiten leiden. Sehr hart fällt die Kritik aus dem Lager derjenigen aus, die selbst schlechte Erfahrungen mit dem Leben auf dem Land oder mit Menschen vom Dorf machten. Wer nicht aussehe, wie alle anderen, wer andere Musik möge oder homosexuell sei, werde ausgegrenzt oder verprügelt. Und dann gibt es noch diejenigen, die sich vor allem an der pauschalen Kritik an "Dorfkindern" stören. Aus Sicht der Twitter-Nutzer hat die Kampagne vor allem Eines vorangetrieben: die Spaltung der Gesellschaft.
Ich wohne in Sachsen, mache oft Ausflüge aufs Land. Sobald ich die Großstadt verlasse werde ich heftiger angeglotzt, während Wahlkampfzeit sehe ich viel mehr Plakate von rechtsextremen Parteien. Es gibt nichts anderes als Nazis, die ich mit #Dorfkinder in Verbindung bringen kann.
— sibel schick (@sibelschick) January 20, 2020
#Dorfkinder müssen in die Stadt ziehen, weil Andi Scheuer die Zuganbindung und den Internetanschluss vergeigt hat.
— Marco Fechner (@PankowerPflanze) January 20, 2020
Dorfältere würden oft gern weg, weil Jens Spahn das Krankenhaus weggespart hat, können aber nicht, weil Horst Seehofer den Wohnungsbau in den Städten versemmelt.
Klöckner: Debatte ist voller Erfolg
Das Bundesministerium und Julia Klöckner halten weiter an der Kampagne fest und ziehen als erstes Fazit, dass die Debatte ein Erfolg sei.
Der Twitter Account hat in den letzten Tagen versucht, kritische Beiträge bemüht humorvoll zu kommentieren. Julia Klöckner selbst lobt die Debatte und sieht sie als "Anstoß für uns alle, um bestehende Probleme auf dem Land anzugehen".
Unsere #Dorfkinder-Kampagne hat heute viel Aufmerksamkeit bekommen.
— Julia Klöckner (@JuliaKloeckner) January 20, 2020
Das ist gut so, weil es mir ein großes Anliegen ist, dass das Leben auf dem Land attraktiver wird.
Ich hoffe, die Debatte von heute ist ein Anstoß für uns alle, um bestehende Probleme auf dem Land anzugehen.