Bankenhochzeit
Veröffentlicht: Donnerstag, 27.10.2022 11:24
Die Kreissparkasse Steinfurt und die Verbundsparkasse Emsdetten-Ochtrup schließen sich zum neuen Jahr zusammen. Die Fusionsverträge zur neuen Kreissparkasse Steinfurt haben die Verantwortlichen am Vormittag in Ibbenbüren unterschrieben.

"Hier schließen sich zwei sehr gesunde Sparkassen zusammen," sagte Landrat Martin Sommer und sprach von großer Einigkeit. Die Fusion sei geräuschlos erfolgt: Die Beschlüsse in den entsprechenden Gremien (Zweckverbände, Stadträte und beim Kreis) seien ohne Gegenstimmen gefasst worden. Mit der neuen Kreissparkasse Steinfurt entsteht eine neue starke Sparkasse mit einer Bilanzsumme von knapp sieben Milliarden Euro, die viertgrößte im Münsterland. 22 der 24 Städte und Gemeinden plus der Kreis Steinfurt sind Träger.
Für Kundschaft ändert sich so gut wie nichts
Kundinnen und Kunden beider Sparkassen werden kaum Veränderungen bemerken - außer: Die Kundschaft der bisherigen Verbundsparkasse Emsdetten-Ochtrup bekommt neue Bankkarten und merkt sich demnächst eine neue Bankleitzahl, die 403 510 60. Die 401 537 68 fällt weg. Damit ändert sich auch die IBAN, die sich aus Kontonummer und BLZ zusammensetzt. In seltenen Fällen sind auch neue Kontonummern möglich, wenn es doppelte gibt. Einzugsermächtigungen, Daueraufträge oder Lastschriftverfahren laufen wie gewohnt. Sie werden automatisch weitergeleitet. Die technische Umstellung im Hintertgrund wird niemand merken.
Viele Vorteile für Belegschaft
Anfängliche Sorgen unter den 932 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sind weitgehend verflogen, hieß es am Vormittag. Anders als bei einer Übernahme lief alles auf Augenhöhe ab - also kein Personalabbau. Es gebe ein "tolles" Sozialpaket. Dazu gehört auch eine Beschäftigungsgarantie. Einige seien auch froh über Vorruhestandsregelungen. "Natürlich werden einige fahren," sagte Verbundsparkassen-Chef Peter Eckhardt, und weiter: "Das wird keine Völkerwanderung." Je nach Aufgaben sind bis zu 60% der Arbeitszeit im Home Office möglich. Eckhardts ibbenbürener Vorstandskollege Rainer Langkamp ergänzt: Durch die Fusion entstehe ein spannender interner Arbeitsmarkt. Die Verbundsparkasse Emsdetten-Ochtrup sei ein sehr junges Haus. Das bedeutet, dass auch attraktive Positionen schon mit jüngeren Leuten besetzt sind - und erstmal bleiben. In Ibbenbüren ergeben sich neue Perspektiven und berufliche Chancen. "Wir brauchen junge Leute," sagt Langkamp und Eckhardt sieht ein Zukunftsthema darin, auch geeignete zu finden.
Noch viel Arbeit hinter den Kulissen
Die rechtliche Fusion ist vollzogen - ab Januar gilt die neue Kreissparkasse Steinfurt als "ein Haus". Bis zur endgültigen technischen Fusion dauert es noch bis August nächsten Jahres. Bis dahin gibt es noch viel Arbeit hinter den Kulissen. Das Filialnetz mit 28 personenbesetzen Standorten bleibt grundsätzlich unverändert, die Kreissparkasse setzt auf Präsenz und Kund:innennähe. Anders sieht es bei den 26 SB-Standorten aus, reinen Service-Punkten mit Geldautomaten. Einige sind schon abgeschafft, nicht zuletzt, weil immer weniger Menschen Bargeld ziehen. Ein anderer Grund sind Automatensprengungen. Ist ein Standort gefährdet, etwa wegen der Nähe zu einer Autobahn, die ein geeigneter Fluchtweg wäre, kommt er weg. Auch über SB-Standorte in bewohnten Häusern denken Banker inzwischen anders.
Neue Aufgaben für die Sparkasse der Zukunft
Langkamp geht davon aus, dass es alle Leistungen an allen Standorten weiter geben wird. Firmenberater:innen fahren weiter raus. Spezialist:innen werden in Zukunft an den Hauptstellen in Ibbenbüren und Emsdetten angesiedelt sein. Als Hauptaufgabe sieht Langkamp die Herausforderungen der Zukunft durch Energiewende und Digitalisierung: "Wir brauchen Verständnis für Wasserstoff, Windenergie und Nahwärmenetze." Der Wettlauf mit der Digitalisierung sei für kleinere Häuser nicht mehr ohne weiteres möglich. Auch darum sei mehr Power durch zunehmende Größe ein Vorteil. Was hilft, ist dass die Ausrichtung beider Häuser schon vor der Fusion ähnlich war. Hinzu kommt, dass jetzt mehr Geld für größere Kredite da ist, ein wichtiger Faktor für eine mittelständische Wirtschaft, denn viele Unternehmen zögen schon jetzt Investitionen massiv vor.