100 Kündigungen bei Gerhardi in Ibbenbüren

Der insolvente Autozulieferer Gerhardi entlässt am Standort Ibbenbüren 100 Beschäftigte, um mit schlankerem Team das laufende Geschäft zu bestreiten. Darum ging es gestern (Di., 21.01.) in einer vorgezogenen Betriebsversammlung.

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„Die Versammlung war ursprünglich für nächste Woche geplant“, sagte Insolvenzverwalter Jan-Philipp Hoos exklusiv im RADIO RST-Gespräch. Doch die Zeit drängt. Dass das laufende Geschäft mit einer Stammbelegschaft von 700 Beschäftigten nicht mehr zu bestreiten war, bestätigt auch Tanja Goritschan von der IG Metall Münster. Die Personalkosten seien zu hoch. Die Streichpläne habe es wegen schwächerer Auftragslage schon vor der Insolvenz gegeben. „Mit der IG Metall ist das abgestimmt,“ sagt Goritschan.

Nur „erster“ Personalabbau?

Am 28. Januar beginnt das Insolvenzverfahren. Dann endet das Insolvenzausfallgeld von der Arbeitsagentur. Vor der Insolvenz habe Gerhardi angepeilt, 200 Stellen zu streichen. Man war also vorbereitet. Auch die hundert Kündigungen sind für die Belegschaft ein Schlag – und niemand weiß, ob es dabei bleibt. Der Insolvenzverwalter spricht bewusst von einem „ersten“ Personalabbau. Ob weitere Entlassungen folgen, hänge davon ab, was ein Investor oder eine Investorin vorhabe. „Nichtsdestotrotz ziehen die Leute weiter gut mit“, sagt Hoos.

„Sind mitten in der Verkaufsphase“

Nächste Woche erwartet Hoos erste konkrete – und damit ernsthafte - Angebote von Interessierten. Er nennt weiter keine Namen. Wenn alles glatt läuft, gebe es Anfang März einen Kaufvertrag. Bis der Käufer/die Käuferin „den Schlüssel bekommt“ vergehen dann nochmal Wochen, um alle Details zu klären. Am 03. Februar ist die nächste Sitzung des vorläufigen Gläubigerausschusses. Danach seien weitere Details spruchreif.

Sozialplan und Transfergesellschaft für Entlassene

Für die 100 Entlassenen hat die Gewerkschaft einen Sozialplan ausgehandelt. Die übliche Kündigungsfrist von drei Monaten verdoppelt sich damit auf sechs. Damit haben sie zwar weniger Nettolohn als bisher, aber deutlich mehr als Arbeitslosengeld. Außerdem gibt es eine Transfergesellschaft mit einem Angebot, das die Leute fit macht für den Arbeitsmarkt, sagt Goritschan.

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