Wohl ältester Orang-Utan der Welt - Ziehsohn hält Bella fit

Orang-Utan-Dame Bella im Tierpark Hagenbeck
© David Hammersen/dpa

Tierpark Hagenbeck

Hamburg (dpa) - Leuchtend rotes Fell, gelassene Ruhe jenseits des Trubels und viel Liebe für ihren Ziehsohn Berani - daran können Besucherinnen und Besucher im Hamburger Tierpark Hagenbeck die wohl älteste Organ-Utan-Dame der Welt erkennen. Bella ist bereits 64 Jahre alt und für ihr Alter noch erstaunlich rüstig und fit, wie Chandra Kummerfeldt sagt. Die Tierpflegerin ist stellvertretende Leiterin des Affenreviers bei Hagenbeck. «Das ist richtig faszinierend. Ihr geht es gut. Es ist total toll, mit ihr zu arbeiten. Obwohl sie alt ist, kann sie noch super klettern. Und sie kennt ihre Limits.» 

Bella bekommt täglich Kletterzeit nur für sich

Gleichzeitig bewegt sich die berühmte Seniorin dabei ganz bedächtig durch das Gehege. Und damit sie das ohne Störung machen kann, bekommt sie sogar Extrazeit nur für sich. «Sie bekommt jeden Tag eineinhalb bis zwei Stunden Zeit, um morgens in Ruhe zu klettern. Die anderen sind ihr einfach zu schnell», sagt die 29 Jahre alte Tierpflegerin. Danach ist Bella nur noch hinter den Kulissen oder auch mal im Außengehege unterwegs. Aufgrund ihres Alters gilt sie als das rangniedrigste Tier.

Seit 1964 lebt Bella in Hamburg. Als sie in den Tierpark geholt wurde, war sie etwa zwei bis drei Jahre alt. In freier Wildbahn können Sumatra-Orang-Utan-Weibchen der Umweltschutzorganisation WWF zufolge bis zu 53 Jahre alt werden. Da den Experten noch kein älteres Tier als Bella bekannt ist, gilt sie als die älteste noch lebende Orang-Utan-Dame der Welt. Und steht damit sogar im Guinness-Buch der Rekorde.

«Hier haben die Affen keine Feinde. Der Tiger ist nicht hier.» Zudem könne das Tierpark-Team sämtliche medizinischen Eingriffe und Medikamente bieten. Das alles verlängere natürlich das Leben der Tiere im Vergleich zu einem Leben in freier Wildbahn. In Hagenbecks Tierpark leben sieben Sumatra-Orang-Utans auf der Anlage, zwei davon sind erst wenige Jahre alt.

Ziehsohn Berani hält alte Affendame fit

Und einer davon hält Bella durchaus fit: ihr Ziehsohn Berani. «Den hat sie adoptiert und er hat ihr wohl den Anreiz gegeben, nochmal so alt zu werden», sagte Chandra Kummerfeldt. Nur das Milchfläschen geben haben die Pflegerinnen und Pfleger übernommen, um alles andere kümmert sich Bella selbst. Sie hat mehrere Stallungen für sich und Berani allein und hält ihn nachts zum Schlafen immer fest in ihren Armen. 

Zehn Kinder hat Bella in ihrem langen Leben bereits aufgezogen, vier davon waren Adoptivkinder. «Mit 45 Jahren hat Bella das letzte eigene Kind bekommen. Das ist auch schon spät.» 

Bella ist der einzige Affe auf der Anlage, bei dem die Tierpfleger direkt ins Gehege gehen. Das ist eine absolute Ausnahme und Bella kennt das auch schon seit vielen Jahrzehnten. Zu den Standards des Tierparks gehört es, dass die Tiere zu ihrem eigenen und zum Schutz der Pfleger keinen direkten Kontakt zu den Menschen haben. «Wenn Bella mal nicht mehr lebt, wird es das hier auch nicht mehr geben.»

Tierpflegerin hofft auf noch mindestens zwei, drei Jahre

Die stellvertretende Revierleiterin hofft aber, dass bis dahin noch ein paar Jahre vergehen. «Ich wünsche mir, dass sie noch ganz, ganz alt wird. Mindestens zwei, drei Jahre wären noch schön. Dann ist Berani fünf Jahre alt. Und mit neun Jahren hat ein Affenkind alles gelernt, was ein Affenkind lernen muss.» Aktuell gebe es aber auch keine Anzeichen dafür, dass es Bella schlecht gehe. 

Die 64 Jahre alte Menschenäffin hat mittlerweile nur noch zwei Zähne. Deshalb gibt es für sie beispielsweise morgens und abends gekochte Kartoffeln. Auch Weintrauben und Bananen liebt sie. «Zum Geburtstag im April haben wir ihr eine Torte mit Nudeln, Pudding und Früchten und Quark oben drauf gemacht - ohne Zucker natürlich», sagt Tierpflegerin Kummerfeldt mit einem Lachen. Gekochte Karotten und Kohlrabi sind dagegen kein Fall für Bella. «Die will sie lieber roh und schält sie sich dann einfach aus.»

Haare kämen macht Bella glücklich

Bella habe auf jeden Fall ihren eigenen Kopf. «Wenn sie etwas nicht will, dann will sie nicht. Dann spuckt sie einen auch mal an - beim Fingernägel schneiden zum Beispiel.»

Kommen die Tierpflegerinnen dagegen mit einer Bürste, bleibt Bella entspannt sitzen. «Sie liebt es, wenn man ihr das Haar kämmt. Das ist wie eine Massage. Und dann schiebt sie ihren Unterkiefer so nach vorn und daran erkennt man, dass sie glücklich ist.»

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Orang-Utan-Dame Bella im Tierpark Hagenbeck
Zuletzt hat vor allem ihr Ziehsohn Berani sie fit gehalten, wie die Tierpfleger wissen.© David Hammersen/dpa
Zuletzt hat vor allem ihr Ziehsohn Berani sie fit gehalten, wie die Tierpfleger wissen.
© David Hammersen/dpa
Orang-Utan-Dame Bella im Tierpark Hagenbeck
Bella hat nur noch zwei Zähne, einen Dickkopf und liebt Bananen und Karotten.© David Hammersen/dpa
Bella hat nur noch zwei Zähne, einen Dickkopf und liebt Bananen und Karotten.
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