Warum wir gendern

Die Themenwoche "Gendern" ist vorbei, wir gendern weiter. Gründe dafür bringen wir dir in diesem Artikel näher.

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Update Juni '21

Das ausschließliche Gendern mit einem Gendergap (also einem Doppelpunkt, Sternchen, bzw. einer kleinen Pause) ist eine sehr auffällige und in der gesprochenen Sprache manchmal umständliche Form des Genderns. Wir reagieren auf das Feedback der Community, in dem wir nun vermehrt auf geschlechtsneutrale Formulierungen setzen. Aus "Politiker:innen" wird somit z. B. "in der Politik". Wir benutzen den Gendergab weiter in Situationen, in denen wir eine auffällige Form des Genderns als wichtig erachten. Es gibt für unsere News-Präsentierenden, unsere Moderatoren und unsere Social Media-Beauftragten keine Pflicht zum Gendern. Jeder und jede entscheidet nach persönlichem Empfinden und an die Situation angepasst.

Der Prozess, eine angemessene Form des Genderns für unser Programm und unseren Social Media-Auftritt zu finden, beschäftigt uns weiter. Du bist herzlich eingeladen, uns deine Ansichten und Wünsche über unsere Kanäle mitzuteilen.

Update März '21: Wir setzen jetzt auf den Doppelpunkt

Wir arbeiten ständig daran unsere gesprochene und geschriebene Sprache möglichst gerecht und barrierefrei für alle zu gestalten. Deshalb ersetzen wir das Gendersternchen durch den Doppelpunkt (Leser:innen). Diese Form des Genderns ist barrierefreier, insbesondere für Menschen mit einer Sehbehinderung. Ihre Vorleseprogramme sind kompatibler mit dem Doppelpunkt. Wir wissen, dass wir auch an dieser Form des Genderns vermutlich noch weiterarbeiten werden. Es handelt sich hier um einen dynamischen und sich wandelnden Prozess. Du bist herzlich eingeladen diesen mitzugestalten und respektvoll an unseren Diskussionen teilzunehmen. Hier geht es zu unserer Netiquette.

Warum wir uns für die geschlechtergerechte Sprache entschieden haben:

In unserer Themenwoche „Gendern“ im Januar 2020 haben wir uns intensiv mit geschlechtergerechter Sprache auseinandergesetzt. Am Ende sind wir zu dem Schluss gekommen, dass auch wir in unserem Programm ein Zeichen für die Gleichberechtigung aller Geschlechter setzen möchten.

Deshalb gendern wir ab sofort bei uns im Programm und online. Dafür verwenden wir u.a. das sogenannte Gendersternchen. Wir benutzen also die Grundform eines Substantivs plus die Endung „in“ – z.B. Lehrer:innen. Wir wissen, dass es viele Möglichkeiten des Genderns gibt. On air setzen wir es in Form einer kleinen Pause um, oder nennen beide Geschlechter.

Wir wissen, dass es am Anfang ungewohnt klingt, doch bei der Verwendung des „Generischen Maskulinums“ („Der Lehrer, der Bäcker, der Arzt“) fühlen sich viele Frauen (und auch andere Geschlechter) nicht angesprochen, das beweisen Studien.

Experten sagen: Nur wenn die klassischen Rollenbilder in den Köpfen durchbrochen werden, ändert sich auch etwas in der Praxis. Sprich: Frauen werden öfter Astronaut:innen, Chef:innen oder Fußballer:innen. Bei diesen Worten denken wir nicht automatisch an einen Mann. Und am Ende schlägt sich dieses Umdenken wieder in der Sprache nieder – ein Kreislauf. Wir haben dir einige gute Gründe für das Gendern in der gesprochenen Sprache aufgelistet.

Gründe für das Gendern

1.) Frauen sollten früher gar nicht “mitgemeint sein”

Lange spielten Frauen im öffentlichen Leben keine große Rolle. In den letzten hundert Jahren hat sich das stark verändert: Seitdem dürfen Frauen die Politik mitgestalten. Das Grundgesetz verpflichtet seit 1949 Gesetzgebende dazu, für Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern zu sorgen.

Die gesellschaftliche Grundlage, Frauen sprachlich zu missachten, ist also längst nicht mehr gegeben. Trotzdem gibt es Menschen, die diese Änderung nicht versprachlichen möchten. Zum Beispiel, weil sie sich so sehr an das generische Maskulinum gewöhnt haben, dass sie es nicht als negativ empfinden. Das betrifft nicht nur Männer, sondern auch Frauen.

 

2.) Deutsch kennzeichnet Geschlechter

Deutsch ist eine Sprache, die Geschlechter zum Ausdruck bringt. Wörter können an das grammatikalische wie biologische Geschlecht angepasst werden und verändern sich dadurch – deutlich wird das zum Beispiel bei Berufsbezeichnungen. Expert:innen sagen, dass Frauen sich nicht gemeint fühlen – wenn sie nicht mit angesprochen werden

 

3.) Das generische Maskulinum setzt “den Mann” als Standard und macht Frauen zur Abweichung

Dem Standard zu entsprechen bedeutet Macht. Abweichungen von dieser Norm stellen einen Ausreißer dar und werden deswegen auch nicht im selben Ausmaß berücksichtigt. Deutlich wird das z.B. im Beruf. Nach der Ausbildung wird möglichst ununterbrochen bis zur Rente gearbeitet, am besten in Vollzeit. Das sorgt für Probleme bei Menschen, die sich um Familienmitglieder kümmern, häufig sind das eben Frauen. Wenn man jetzt sprachlich nur Männer abbildet, wirkt das frauentypische Vereinbarkeitsproblem wie etwas, das nur eine Minderheit betrifft und worum man sich nicht allzu dringend kümmern muss, weil andere Dinge für die Gesamtgesellschaft wichtiger seien. Wird ein bestimmter Beruf außerdem sprachlich nur durch einen Mann verkörpert, setzen sich weniger Frauen zum Ziel, diesen Beruf auszuüben. Das beweisen Studien.


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