Thema der Woche aus der Region: Wohnungsmangel im Kreis Steinfurt
Veröffentlicht: Freitag, 30.05.2025 16:43
Jede Woche sprechen wir mit dir über ein bestimmtes Thema, das dich interessiert. Was ist deine Meinung? Was ist deine Kritik? Fühlst du dich verstanden? Wo gibt es Verbesserungspotential? Teile deine Meinung mit uns.

Lösungen aus der Region?
Die Zahlen sind alarmierend: Im Kreis Steinfurt fehlen laut einer aktuellen Wohnungsmarktanalyse des Pestel-Instituts rund 5.000 Wohnungen. Hinzu kommt ein jährlicher Neubaubedarf von 2.380 Wohneinheiten bis 2029. Gleichzeitig gelten über 5.300 leerstehende Wohnungen als so stark sanierungsbedürftig, dass ein Abriss oft wirtschaftlich sinnvoller wäre als eine Renovierung.
Doch es gibt auch Ideen und Projekte, die Hoffnung machen, viele davon direkt aus der Region.
Genossenschaftlich gegen den Wohnungsmangel
In Altenberge und Umgebung haben sieben Kommunen die Initiative ergriffen: Gemeinsam mit Drensteinfurt, Everswinkel, Havixbeck, Sendenhorst, Telgte und Warendorf wurde die Wohnungsbaugenossenschaft IstaG gegründet. Ziel ist es, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, ohne dabei rein profitorientiert zu agieren.
Die NRW-Landesregierung unterstützt das Projekt mit 350.000 Euro Fördermitteln. Erste Bauprojekte sollen 2026 starten. Besonders bemerkenswert: Jede Kommune bringt sich aktiv ein - ein Modell, das auch für den Kreis Steinfurt als Vorbild dienen könnte.
Serielles Bauen als schnelle Lösung?
Eine weitere Option: serielle Bauweise. Statt klassisch auf der Baustelle Stein auf Stein zu setzen, werden dabei komplette Wohnmodule vorproduziert und vor Ort nur noch montiert. Das spart Zeit, senkt Kosten – und könnte dringend benötigten Wohnraum schneller verfügbar machen.
In Münster etwa produziert das Unternehmen TIMO-HAUS bereits kleine Häuser in Serienfertigung. Auch im Kreis Steinfurt stößt das auf Interesse: In Emsdetten wird seit 2023 an der Idee einer Tiny-House-Siedlung gearbeitet. Auf einem 300 Quadratmeter großen Grundstück könnten mehrere dieser kompakten, voll ausgestatteten Wohneinheiten entstehen - ressourcenschonend, schnell realisierbar und oft günstiger als klassische
Neubauten.
Klein, dafür effektiv: Tiny Houses
Was in manchen Großstädten noch als Nischenidee belächelt wird, könnte in ländlichen Regionen ein echter Gamechanger sein. Tiny Houses bieten nicht nur eine Alternative für Singles, Studierende oder Senioren, sondern auch eine flexible Lösung für Kommunen mit begrenzten Flächenreserven.
Die Planungen in Emsdetten laufen - ob daraus ein Modellprojekt für den gesamten Kreis wird, bleibt offen. Klar ist: Der Mix aus kreativen Ansätzen, kommunalem Engagement und moderner Bauweise könnte zum Schlüssel werden, um der Wohnungsnot regional zu begegnen.
Fazit
Der Wohnungsmangel im Kreis Steinfurt ist kein abstraktes Zukunftsproblem - er ist real und spürbar. Doch statt nur auf Landes- oder Bundesprogramme zu warten, setzen immer mehr Akteure auf eigene Lösungen vor Ort. Ob Genossenschaft, Tiny House oder Serienbau: Die Region zeigt, dass neue Ideen und pragmatisches Handeln zusammenwirken können und vielleicht genau das die Grundlage für mehr bezahlbaren Wohnraum in den kommenden Jahren bildet.