Medien: Präsident Madagaskars nach Protesten ausgeflogen
Veröffentlicht: Montag, 13.10.2025 23:08

Gewaltsame Proteste
Antananarivo (dpa) - Nach wochenlangen Protesten auf dem Inselstaat Madagaskar hat Staatschef Andry Rajoelina das Land verlassen. Wie der Präsident am Montagabend in einer live übertragenen Ansprache mitteilte, habe er sich an einen sicheren Ort begeben müssen, um sein Leben zu schützen.
Bereits am Sonntag wurde Rajoelina von einer französischen Militärmaschine ausgeflogen, wie der französische Radiosender RFI berichtete. Demnach gab es eine entsprechende Vereinbarung mit Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron. Rajoelina hatte 2014 die französische Staatsbürgerschaft erhalten. Wo er sich befindet, ist nicht bekannt.
Die Rede war mehrfach verschoben worden, nachdem laut Angaben der Präsidentschaft die Staatsmedien von bewaffneten Kräften eingenommen wurden. Zudem kam es zu technischen Problemen bei der Übertragung der Rede. Zu einem möglichen Rücktritt äußerte Rajoelina sich nicht. Stattdessen appellierte er an die Bevölkerung seines Landes, die bestehende Ordnung zu achten. «Wenn wir das nicht tun, wird sich die Armut weiter verschlimmern», sagte der madagassische Präsident. Später erklärte er sich «offen für einen Dialog, um einen Ausweg aus dieser Situation zu finden».
Soldaten übergelaufen - Präsidentenbüro spricht von Putschversuch
In dem Inselstaat im Indischen Ozean demonstrieren seit Ende September Zehntausende junge Menschen, die Rajoelinas Rücktritt fordern. Auslöser der Aufstände waren Strom- und Wasserausfälle, Missstände im Bildungssystem sowie hohe Arbeitslosigkeit und weit verbreitete Armut. Nach friedlichen Protesten kam es auch zu Gewalt. Mindestens 22 Menschen wurden getötet.
Das Präsidentenbüro hatte am Sonntag einen Putschversuch gegen Rajoelina angeprangert. Seine Vertreter hatten noch am Sonntagabend Gerüchte über seine Ausreise dementiert und behauptet, dass Rajoelina sich im Bunker des Präsidentenpalasts aufhalte.
Kurz zuvor hatte eine aufständische Einheit der Armee erklärt, sie habe die Kontrolle über die Land-, Luft- und Seestreitkräfte des Inselstaats vor der südöstlichen Küste Afrikas übernommen. Zahlreiche Soldaten schlossen sich den Protesten an. Allerdings gibt es in Madagaskar auch eine Gendarmerie, die separat von Polizei und Militär handelt.