Bauen wird immer teurer

Jahrelang geträumt, gespart, geplant - und dann das: Die Baupreise um gut 10% gestiegen. Statt 300.000 Euro fürs eigene Häuschen mal eben 330.000 oder mehr - da wird manche Finanzierung schon mal knapp.


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Die einen sind schon dabei und hoffen, dass ihr Hausbauprojekt das Budget nicht sprengt. Die anderen fragen sich: "Besser jetzt anfangen, bevor es noch teurer wird oder warten, bis die Preise sich erholen?" Im August kosteten Bauleistungen an Wohngebäuden in NRW 10,8 Prozent mehr als ein Jahr vorher. Die Landesstatistiker:innen sprechen vom höchsten Anstieg der Baupreise seit November 2007.

Preisanstieg hat mehrere Gründe

Ein Teil des Preisanstiegs ist auf die Rückkehr zum ursprünglichen Mehrwertsteuersatz im Januar 2021 zurückzuführen. Ohne diese Änderung hätte die Preissteigerung allerdings immer noch acht Prozent betragen. Preistreiber bei den Rohbauarbeiten sind nach Angaben der Statistiker:innen die Betonarbeiten mit einem Plus von 16 Prozent und die Zimmer- und Holzbauarbeiten mit einer Steigerung von mehr als 38 Prozent. Bei den Ausbauarbeiten verzeichneten die Dämm- und Brandschutzarbeiten an technischen Anlagen (14,1 Prozent) und die Estricharbeiten (14,7 Prozent) den stärksten Anstieg.

Lieferengpässe gefährden Bauzeitenpläne

Solange Rohstoffe und Baumaterialien durch den internationalen Containerstau nicht ankommen, bleibt das Preisgefüge unberechenbar. Nicht nur, dass vieles teurer wird: Wenn Material knapp ist, klappt auch die Reihenfolge der Gewerke nicht mehr. Maler:innen, beispielsweise, brauchen nicht zu kommen, bevor die Elektroinstallation fertig ist - nur, wenn dort wichtiges Installationsmaterial fehlt, verzögert sich alles, während die Preise weiter klettern.

Architekt:innen spüren größeren Beratungsbedarf

Die Lage ist verfahren und es gibt keine vergleichbare Situation. Das macht es so schwierig, die richtige Entscheidung zu treffen. Vom Bauen abraten würde Josef Holthaus vom Büro "h2 architekten + städtebauer" aus Emsdetten trotzdem nicht.

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Was also tun Bauherrinnen und Bauherren, die kurz davor oder schon dabei sind, damit ihnen die Kosten nicht weglaufen? Denn das sind keine diffusen Ängste. Grundsätzlich sind sie gut informiert, sagt Holthaus.


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Auch, das Projekt zu verschieben, ist keine Option, weil niemand weiß, ob die Preise nicht noch weiter anziehen. Holthaus und seine Kolleg:innen merken, wie der Beratungsbedarf steigt... 


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Wenn Handwerksbetriebe sich schon nicht mehr trauen, Angebote abzugeben, weil unsicher ist, ob sie die Preise einhalten oder ob ihre Lieferanten noch ein paar Prozent draufschlagen, ist eine vernünftige Planung fast nicht mehr möglich. Keine Kalkulation ohne feste Größen, vor allem, wenn es klare Vorgaben durch eine Finanzierung bei der Bank gibt.

Auch Baulandpreise steigen

Und was sagt man denen, die noch nicht so weit sind, sondern vielleicht noch auf der Suche nach einem Bauplatz? Die Baulandpreise sind ja auch explodiert - und das nicht nur im teuren Münster. In fünf der 24 Städte und Gemeinden im Kreis Steinfurt liegen die Quadratmeterpreise im Schnitt über 300 Euro, was nicht heißt, dass solche Kurse nicht auch andernorts in besonderen Lagen erzielt werden. Spitzenreiter bei den Durchschnittspreisen sind Ladbergen (358€), Saerbeck (339€), Nordwalde (336€), Greven (328€) und Altenberge (305€). Auch hier also schon Druck, bevor es richtig losgeht. Der Verdrängungswettbewerb läuft.

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Damit nicht genug: Teilweise ist derzeit gar kein Bauland ausgewiesen. In Hopsten, Ladbergen, Mettingen, Neuenkirchen, Nordwalde, Westerkappeln und Wettringen bleibt Bauwilligen also nichts anderes übrig, als bei freien Flächen in der Wohnbebauung bei den Nachbarn zu klingeln und nachzufragen, ob das Grundstück zum Verkauf steht. Mal eben woanders einen Bauplatz kaufen ist sicherlich keine Option, denn der Markt ist mittlerweile fast überall in der Region angespannt und Wartelisten gab es die letzten Jahre auch schon.

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Besser also vielleicht die eigenen Pläne im vorhinein etwas abspecken, wo es geht: Für die teuren Designer-Türgriffe, beispielsweise, ist es bei der ersten Renovierung in ein paar Jahren ja auch noch früh genug. Bis dahin hat sich die Lage voraussichtlich etwas entspannt, zumindest, was die Lieferengpässe angeht. Was hoffen lässt: Die Prognosen sind da eher positiv. Und die Zinsen weiter historisch niedrig: Bauen mag noch so teuer geworden sein - gleichzeitig gab es nie so günstiges Baugeld und einen solchen Tiefstand bei Soll und Tilgung.