Zweiklassenmedizin - brauchen wir eine Bürgerversicherung?

Die Gesundheitsversorgung in Deutschland ist immer noch recht gut im Vergleich zu anderen Ländern. Trotzdem bemängelt ein Großteil der Deutschen eine Zweiklassenmedizin. SPD, Grüne und Linke sind deshalb für eine Bürgerversicherung. CDU, FDP und AfD sind dagegen.

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Viele Kassenpatienten ärgern sich über wochenlange Wartezeiten bei Ärzten und teilweise hohe Zusatzkosten. Privatpatienten bekommen schnell einen Termin und eine bessere Rundumversorgung. Die Mehrheit der Deutschen wünscht sich deshalb, dass jeder die gleiche Leistung bei der gleichen Krankheit erhält. Dafür zahlt er einen Versicherungsbeitrag, der sich nach dem Einkommen richtet. Das hat eine Umfrage des Instituts für Versicherungswesen der TH Köln ergeben. Das spricht für eine Bürgerversicherung.

Gründe für die Zweiklassenmedizin

Immer mehr Ärzte nehmen ausschließlich Privatpatienten an. Andere Ärzte haben für Kassenpatienten lange Wartezeiten, weil ihr Budget für die Kassenleistungen schon aufgebraucht ist. Denn für die Untersuchungen, die über dieses Budget hinausgehen, bekommen die Ärzte weniger Geld. Nicht verwunderlich, dass sie Termine auf das nächste Quartal mit neuem Budget schieben.

Ein deutlicher Unterschied besteht auch in der medizinischen Versorgung. Während die Kassenpatienten in der Regel nach dem Leistungskatalog behandelt werden, sind Privatpatienten oft überversorgt. Sie erhalten zusätzliche und mitunter unnötige Leistungen, weil es sich schlichtweg finanziell für die Ärzte lohnt. Die Versicherungen zahlen mehr Geld, als die Krankenkassen. Die Kassenpatienten sehen auf der anderen Seite die Gefahr, dass bei ihnen nicht alle nötigen Untersuchungen durchgeführt werden.

Das Problem mit der Budgetierung wird noch durch die hohen Preise für Arzneimittel in Deutschland verstärkt. Die sind deutlich höher, als in vielen anderen europäischen Ländern und brauchen einen großen Teil des Budgets auf.

Viele Ärzte kritisieren, dass sie gezwungen sind die Kassenpatienten nach den Budgets der Krankenkassen zu behandeln. Dadurch zahlen sie nachträglich oft drauf, weil sie ihre Pauschale überschritten haben. Zudem sind sie gezwungen mit Privatpatienten quer zu finanzieren, um die Kosten im Griff zu haben.

Wartezeiten bei Ärzten von Kassen- und Privatpatienten 2019 © Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV)
Wartezeiten bei Ärzten von Kassen- und Privatpatienten 2019
© Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV)

Tipps von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen zu Terminen bei Fachärzten gibt es hier. 

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