Weniger Kirchenaustritte

Corona hat den beiden großen Kirchen bei den Kirchenaustritten eine Atempause beschert. In den Bistümern Münster und Osnabrück sind die Zahlen zurück gegangen. Auch im Evangelischen Kirchenkreis Steinfurt-Coesfeld-Borken ist die Zahl im Gegensatz zum Trend der vergangenen Jahre nicht gestiegen.

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Das liegt nicht zuletzt daran, dass die Menschen im Corona-Jahr 2020 andere Sorgen hatten und daran, dass die Amtsgerichte zeitweise geschlossen hatten, heißt es aus Münster. Wir dürfen uns das nicht schönreden, sagt Bischof Felix Genn. An die 13.000 Austritte im Bistum Münster sind immer noch die zweithöchste Zahl, die bisher in einem Jahr festgestellt wurde. Münster ist hinter dem Erzbistum Köln das zweitgrößte Bistum in Deutschland.

Trügerische Atempause

„Dieses Jahr holt uns die Wirklichkeit mit, soweit wir das im Moment wissen, deutlich höheren Austrittszahlen wieder ein,“ sagt Genn. Auch der katholische Kirchenrechtler Thomas Schüller aus Münster sieht eine „trügerische Atempause“. „Denn die bereits bekannten Zahlen für 2021 belegen eine Austrittswelle aus der Kirche bisher ungeahnten Ausmaßes, vor allem eine Kernschmelze bei den kirchentreuen katholischen Christinnen und Christen, die ihrer Kirche nichts mehr zutrauen“, warnte Schüller: „Beide Kirchen schauen in den Abgrund ihrer Bedeutungslosigkeit.“

Kirchenaustritt meist Ergebnis eines langen Entfremdungsprozesses

Nach einer Umfrage der evangelischen Kirche in Westfalen und in Württemberg ist der Kirchenaustritt meist das Ergebnis eines langen Entfremdungsprozesses. Viele Mitglieder sind vorher schon lange Zeit nur noch passiv gewesen. «Für mich ist es mit der Kirche wie mit einem Fitness-Studio, für das ich Beitrag zahle, aber nie hingehe», sagte einer der Befragten. Wenn ein Motiv genannt werde, dann sei dies meist innere Distanz zum Glauben oder die Kirchensteuer. Für die Studie wurden seit Oktober 2020 insgesamt 464 Telefoninterviews mit Menschen geführt, die im Vormonat ausgetreten waren.

Mehr als die Hälfte der Deutschen noch in der Kirche

Trotz der Austritte ist immer noch etwas mehr als die Hälfte der Deutschen in der Kirche: Die Katholiken machen 26,7 Prozent der Gesamtbevölkerung aus, die Protestanten 24,3 Prozent. Dazu kommen noch die orthodoxen Kirchen und diverse Freikirchen.

Kirchensteuer-Einnahmen durch Corona weiter eingebrochen

Bei den Kirchensteuereinnahmen verursachte Corona einen Einbruch: Sie sanken für die evangelische Kirche um 5,4 Prozent auf 5,63 Milliarden Euro und für die katholische Kirche um 4,6 Prozent auf 6,4 Milliarden Euro. 

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