Was ist uns gute Arbeit wert?

Jeden Mittwoch sprechen wir in "Think Global - Act Local" über Themen in der Welt, die auch uns in der RADIO RST-Region betreffen und bewegen. Diesen Mittwoch geht es um Wertschätzung und die Frage: Was ist uns gute Arbeit wert?

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Wir kaufen günstige Brötchen im Discounter, bekommen einen Haarschnitt für zehn Euro und freuen uns über günstige Preise. WIr stellen uns die Frage nach Wertschätzung und nach einem gerechten Preis-Leistungs-Verhältnis. Wie hoch ist die Wertschätzung für das, was andere für uns tun? Solche Fragen stellen sich immer noch zu wenige, findet Frank Tischner von der Kreishandwerkerschaft in Steinfurt.

Wir kaufen uns für hunderte von Euro das neuste Smartphone. Wir sind dann aber nicht bereit an dieser Stelle darüber nachzudenken, wo in dieser Kette ein Preis gerechtfertigt ist und was es dann ausmacht.

Es geht um die Wertschöpfungskette. Solange den Leuten vorgegaukelt wird, dass hundert Gramm Hähnchenschenkel für 15 Cent gerechtfertigt sind, ist Umdenken auch schwierig.

Dem Verbraucher muss positiv klagemacht werden, dass er mit jeder Kaufentscheoidung im Supermarkt auch eine Entscheidung trifft, wie wir leben wollen. Wenn ich Biofleisch haben will, muss ich Biofleisch kaufen. Und wenn ich ein T-Shirt kaufen will und gegen Kinderarbeit in Bangladesch bin, dann muss ich mein Kaufverhalten anpassen.      

Den ganzen Podcast mit Frank Tischner gibt es auf unserer Homepage.

 

Pro & Contra

Gutes Geld für gute Arbeit, das ist gerecht. In vielen Bereichen ist der Preis, den wir zahlen zu gering. Viele von uns kennen angemessene Preise nicht, oft bleibt nur der Vergleich mit der Konkurrenz. Manche Dinge sind tatsächlich mit geringem Aufwand herzustellen und darum günstig. Oder sie kommen aus Massenproduktion. Das gilt auch für Fleisch aus Massentierhaltung. Vieles kommt aus Ländern, in denen die Löhne deutlich niedriger sind. Für uns ist das gut, für die Menschen dort nicht, die werden ausgebeutet. Oft leidet allerdings die Qualität. Und selbst das ist nur die halbe Wahrheit. Manche Klamotten aus Billig-Lohn-Ländern gibt es im Discouter genauso, wie in der Edel-Boutique - nur dass sie da teurer sind. Es ist auch ein Unterschied, ob was über online-Bestellung direkt zum Kunden raus geliefert wird oder ob das Fachgeschäft Miet- und Lagerkosten hat. Dann kommt noch die Mischkalkulation der Discounter: Die verkaufen zum Beispiel Milchprodukte günstig und gleichen das über andere Produkte aus.

Das sagen Bäcker, Konditoren und Discounter

In vielen Fällen zahlen wir weniger als die Produkte tatsächlich wert sind, zum Beispiel für Brötchen. Discounter machen es den eingesessenen Bäckereien schwer. Der Preisdruck wächst. Das ist kein Grund, sich zu verstecken, sagt Klaus Schröer aus Nordwalde. Er ist Obermeister der Bäcker- und Konditoren-Innung Steinfurt und mit der Konkurrenz praktisch aufgewachsen.

Industirbetriebe gab es vor 40 Jahren auch schon. Die sind dann viel über den Einzelhandel über die Regale gegangen. Heute geben sich Netto und Lidl als selbstbackende Betriebe aus, die ein Image aufbauen, wie ein Handwerksbetrieb. Vergleihbar ist das, was da an Qualität rauskommt nicht mit dem was ein Handwerksbetrieb macht.

Schröer setzt darauf, dass immer mehr Leute genau darauf achten, was zuhause auf den Tisch kommt. Diese Entscheidung läuft nicht über den Preis. Viele Menschen in der RADIO RST-Region unterstützen die heimische Wirtschaft und kaufen regionale Produkte.

Das sagen Friseure

Ein Haarschnitt für zehn Euro wird in vielen Betrieben angeboten. Friseurin Susanne Dorsten ist Obermeisterin der Friseurinnung Steinfurt. Sie fragt sich, wie mit mit solchen Angeboten noch Geld zu verdienen ist. Keiner von denen, die diese Angebote haben, sind in der Innung. Ansonsten steht für sie fest: mit einer ordentlichen Kalkulation und guten Gehältern für die Mitarbeiter geht das nicht - nicht einmal der Kurzhaarschnitt für den Mann.

Wenn ich mir die neuen und modernene Herrenhaarschnitte anschaue. Seiten und Nacken kurz angeschnitten, mit einem tollen Übergang, dafür ist wirklich Können auch vonnöte.

In vielen Salons zahlen Frauen für Waschen, Färben und Schneiden schnell einen dreistelligen Betrag.

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