Versuchte Abschiebung in Greven

Nach über 5 Jahren in Deutschland sollte eine vierköpfige Familie in diesem Monat abgeschoben werden.

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Ein schlimmer Tag

Als die achtjährige Silva in Frankfurt vor dem Flugzeug steht, geht Garnichts mehr. Sie weint und schreit, hält sich am Auto fest. Hinter Silva, Bruder David (9) und ihren Eltern liegt eine Horrorfahrt. Um 6 Uhr morgens standen Polizisten vor ihrer Haustür: Sie sollen abgeschoben werden. Sie bekommen ein paar Taschen, um das Nötigste mitzunehmen - der Rest bleibt in der Wohnung. Und dann fahren sie los, von ihrem Zuhause in Greven zum Flughafen in Frankfurt, knapp 300 Kilometer mit dem Auto. 

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"Die Entscheidung des Piloten hat uns gerettet", sagt Familienvater Edgar Manaseryan (43). Der Pilot weigert sich, die Familie nach Moskau zu fliegen. Jetzt sind Edgar, Mutter Asmik Ovakimyan (36) und die Kinder wieder in Greven und warten. Für den Kreis Steinfurt ist die Situation klar. Kreisdirektorin Dorndorf erklärt, dass die Familie auf Basis eines abgelehnten Asylantrags ausreisepflichtig war.

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Für die armenische Familie ist die Lage nicht so einfach. Kinder David und Silva leben seit fast 6 Jahren in Deutschland, gehen hier zur Schule, haben Freunde und Bekannte. Edgar hat in Armenien als Rechtsanwalt gearbeitet, in Deutschland zuletzt in einem Lager in Münster. Asmik, studierte Pianistin, war bei einer Zeitarbeitsfirma beschäftigt, und gibt Nachmittags Klavierunterricht für Kinder. 

Wie es weitergeht ist noch unklar. Der Landrat und die Kreisdirektorin haben die Familie gemeinsam mit Vertrauenspersonen zu einem Gespräch ins Steinfurter Kreishaus eingeladen. Währenddessen haben die Seebrücke Münsterland und das Netzwerk für Humanität und Bleiberecht Steinfurt eine Demonstration gegen die Abschiebung organisiert. Sie findet am Samstag, 26.06. ab 14 Uhr am Bahnhof in Greven statt.

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