Themenwoche Schule

Die Schullandschaft hat sich in den letzten Jahrzehnten enorm verändert - auch in unserer Region. In einigen Bereichen hat sich das System verbessert, in anderen gibt es noch Nachholbedarf, sagen Expert*innen.

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Fakten

Das Schulsystem in NRW besteht aus drei Teilbereichen:

  • Der Primarbereich, den Grundschulen und Förderschulen abdecken.
  • Die Sekundarstufe I kommt von der fünften bis zehnten Klasse. Da gibt es die die Gymnasien, Real- und die Hauptschulen. Außerdem bieten Sekundar- und Gesamtschulen ein längeres gemeinsames Lernen an.
  • Der Sekundarbereich II umfasst die Oberstufen der Gymnasien, Gesamtschulen und Bildungsgänge an Berufskollegs.

Alle Schulformen sind in unterschiedlichen öffentlichen oder privaten Trägerschaften. Der Kreis Steinfurt ist Träger von sechs Berufskollegs und fünf Förderschulen. Aktuell gibt es im Kreis Steinfurt insgesamt 151 Schulen:

Grundschulen 78 – Hauptschulen 15 – Realschulen 19 – Gymnasien 15 – Gesamtschulen 8 – Sekundarschulen 3 – Freie Waldorfschulen 2 – Förderschulen 11

49.363 Schüler*innen hat es im Schuljahr 2018/2019 im Kreis Steinfurt gegeben. Die haben sich so verteilt:

Grundschulen 16.779 – Hauptschulen 2.679 – Realschulen 7.075 – Gymnasien 12.456 – Gesamtschulen 6.565 – Sekundarschulen 1.727 – Freie Waldorfschulen 128 – Förderschulen 1.954

Entwicklung

In den letzten zehn Jahren ist die Zahl der Schüler*innen an weiterführenden Schulen gesunken; im Kreis Steinfurt immerhin um fast 22 Prozent. Auch an den begehrten Gymnasien gibt es immer weniger Schüler*innen. Den größten Rückgang haben Real- und Hauptschulen. Das liegt vor allem daran, dass immer mehr dieser beiden Schulen geschlossen worden sind. Die Kinder werden dafür auf Sekundar- und Gesamtschulen geschickt. Für Eltern und Kinder ist der Übergang von der Grundschule zur weiterführenden Schule ein wichtiger und oft schwieriger Schritt. Mit dem Halbjahreszeugnis in der vierten Klasse sprechen die Lehrer*innen eine Empfehlung für den weiteren Bildungsweg der Kinder aus. Die Entscheidung treffen letztlich die Eltern.

Kritik

Kerstin Ruthenschröer vom Verband Bildung und Erziehung (VBE) im Kreis Steinfurt findet den „Untergang“ der Real- und Hauptschulen nicht richtig.

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Die Hauptschulen im Kreis Steinfurt sind oft besser, als ihr Ruf. Wichtig ist, dass sich die Eltern gut informieren, bevor sie ihr Kind für eine weiterführende Schule anmelden, meint Ruthenschröer.

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Und letztendlich besteht auch später noch die Möglichkeit, die Schule zu wechseln. Klaus Ganseuer ist Leiter der Josef-Hauptschule in Mettingen und ihn ärgern die oft falschen Vorstellungen über diese Schulform.

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Handwerksbetriebe fragen regelmäßig an, ob Schüler*innen eine Ausbildung bei ihnen machen möchten. Klar ist, dass die Lernvoraussetzungen der Schüler*innen sehr unterschiedlich sind. Doch darauf ist die Hauptschule eingestellt.

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Praxisorientiert geht es an der Hauptschule zu, nah dran an künftigen Berufen vor allem im Handwerk.

Fast die Hälfte der Jugendlichen zwischen 14 und 21 sagt, dass es in Deutschland keine Chancengleichheit im Bildungssystem gibt. Für Schüler*innen spielen die Qualität der Schule und das Können der Lehrer*innen eine wichtige Rolle. Sie wünschen sich zum Beispiel für die späteren Berufe ausgebildete Lehrer*innen mit sozialer Kompetenz. Der Philosoph Richard David Precht sagt:

…Kinder werden in Deutschland immer noch nach den gleichen Methoden unterrichtet wie vor 50 Jahren...eine Revolution muss her…

Professor Dominik Krinninger, vom Institut für Erziehungswissenschaft an der Universität Osnabrück, hält dagegen von so einer pauschalen Kritik an der Schule nichts.

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Das sind für ihn wichtige strukturelle Fragen. Was die methodischen angeht, hat sich für Krinninger in den letzten Jahrzehnten schon viel verändert.

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Damit sich Schule gut weiterentwickel, sind Schule, Poitik, Wissenschaft und Gesellschaft gemeinsam gefordert, meint Krinninger.

Forderungen

Es herrscht immer noch Fachkräftemangel. Auch Unternehmen aus dem Handwerk finden selbst für gut bezahlte Stellen immer schwerer Nachwuchs. Frank Tischner von der Kreishandwerkerschaft Steinfurt-Warendorf ist für eine Gleichwertigkeit der akademischen und der beruflichen Bildung. Denn die Unternehmen brauchen Nachwuchs aus beiden Bereichen.

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In vielen Unternehmen, auch im Handwerk und produzierenden Gewerbe, sind die beruflichen Aufgaben komplexer geworden. Viele Schulabgänger*innen haben Defizite und sind gar nicht oder nur schwer in der Lage, gewisse Berufe zu erlernen. Tischner wird zu wenig über die richtigen Unterrichtsinhalte gesprochen.

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Die Bildung braucht wieder einen höheren Stellenwert in der Gesellschaft, meint Tischner. Und so, wie sich die Arbeitswelt verändert, hat sich auch der Unterricht weiterzuentwickeln.

Lösungen

Die Kaufmännischen Schulen in Rheine sind ein Berufskolleg mit Wirtschaftsgymnasium. Der Lehrstoff richtet sich nach den Anforderungen für kaufmännische Berufe. Und genau das kommt ja den Wünschen aus der Wirtschaft entgegen. Björn Ilsemann ist dort Lehrer und von dieser Schulform überzeugt.

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Viele Lehrer*innen sind nah an den Berufen, weil sie selbst vor ihrer Schullaufbahn einen erlernt haben. Ein zusätzliches Plus:

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Das Berufskolleg ist ziemlich vielseitig und praxisorientiert; vielleicht für viele Schüler*innen eine gute Alternative zum Gymnasium.

Besonderheiten

Neben den herkömmlichen Schulen, gibt es noch die etwas spezielleren Ersatzschulen, wie die Waldorfschule oder in Ibbenüren die Freie Schule Tecklenburger Land (FSTL). Das ist eine reformpädagogische Grund- und Realschule. Sie ist 2010 von Eltern und Pädagog*innen gegründet worden und weit über die Region hinaus einzigartig. Das Prinzip der FSTL: Freiwilliges Lernen in jahrgangsübergreifenden Gruppen. Und bis zur achten Klasse gibt es auch keine Noten, sagt Schulleiter Hermann Stubbe.

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Früh für sich selbst Verantwortung übernehmen – für das Leben sicher eine gute Schule. Der Weg zum Abschluss ist auf der Schule für die Kinder nicht immer ganz einfach.

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Schüler*innen

Sie sind es, um die es geht – die Schüler*innen. Sie verbringen einen Großteil ihrer Kindheit und Jugend in den Schulen und lernen zuhause, um die Weichen für ihr berufliches Leben zu stellen. RADIO RST hat mit Timo Zinczuk von der Bezirksschüler*innenvertretung im Kreis Steinfurt über Probleme, Sorgen, Wünsche und Forderungen gesprochen:

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Zur Website der Bezirksschüler*innenvertretung des Kreises Steinfurt geht es hier

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