Mehr als drei Monate zu früh geboren

Nele Sophie Stall aus Rheine ist heute 20 Jahre alt. Bei ihrer Geburt hätten die Ärzt*innen nicht damit gerechnet, dass Nele einmal so alt wird. Nele ist ein Extrem-Frühchen und kam in der 26. Schwangerschaftswoche mit nur 650 Gramm per Notkaiserschnitt auf die Welt.

© RADIO RST

2001 - wie alles begann

Am 18.04.2001 wurde Nele per Notkaiserschnitt auf die Welt geholt. Ihre Mutter befand sich in der 26. Schwangerschaftswoche, als sie an dem so genannten "HELP-Syndrom", einer Schwangerschaftsvergiftung erkrankte. Diese Schwangerschaftsvergiftung ist sowohl für die Mutter, als auch für den ungeborenen Säugling lebensbedrohlich. 33cm groß und gerade mal 650 Gramm schwer war Nele - zum Vergleich: ein gesunder Säugling wiegt etwa fünf mal so viel. Nele erlitt nach der Geburt schwere Hirnblutungen und musste 23 Tage lang künstlich beatmet werden. Dass sie das Ganze überlebt haben die Ärzte nicht geglaubt. Doch Nele hat bewiesen, dass es sich lohnt, zu kämpfen und wurde mit drei Monaten aus dem Krankenhaus entlassen. Die Folgen der Frühgeburt begleiten sie noch heute.


Die Folgen einer Frühgeburt

Das erste Lebensjahr war besonders schwer für Nele und ihre Eltern. Eine feste Struktur war sehr wichtig für Nele. Ihre Entwicklung war sehr verzögert, sie war zum Beispiel fast zwei Jahre alt, als sie die ersten Schritte alleine lief. Verschiedene Therapieformen, unter anderem Ergotherapie, Logopädie, Physiotherapie, Reittherapie,... halfen Nele, mit ihren Beeinträchtigungen zurecht zu kommen und den Alltag zu meistern. Dinge, die für andere selbstverständlich sind, wie zum Beispiel sich selbst einen Zopf zu binden, stellen Nele vor große Herausforderungen. Noch heute fühlt sie sich in ihrem Alltag eingeschränkt und beschreibt:"Egal wie sehr ich mich anstrenge, ich kann nie mehr als 80% geben, das ist einfach nicht möglich und es frustriert mich!". Die Langzeitfolgen: Nele leidet an einem eingeschränkten Sichtfeld sowie an einer Spastik, hat Probleme ihr Gleichgewicht zu halten und deshalb ein unregelmäßiges Gangbild. Außerdem bereiten ihr die Kondition und die Feinmotorik Probleme. Deshalb darf sie zum Beispiel keinen Führerschein machen.


Neles Schulzeit

In der Schule wurde Nele von einer Integrationskraft begleitet und unterstützt. Mit ihren Mitschüler*innen kontte sie nicht gut mithalten und wurde deshalb viel gemobbt. Die Zeit sei sehr schwer für sie gewesen. Sie habe sich oft einsam gefühlt, Schulangst gehabt und teilweise sogar darüber nachgedacht, ihr Leben zu beenden. Seit der neunten Klasse habe Nele nun Freund*innen und komme mittlerweile gut zurecht mit ihren Beeinträchtigungen.


Aufgeben ist keine Option

"Aufgeben ist keine Option!" - das ist Neles Lebensmotto und diesen Tipp möchte sie auch anderen Frühchen und deren Eltern mit auf den Weg geben.


© RADIO RST

Weitere Meldungen